Hilfe – ausgerechnet Informatik!

Neulich nach dem Yoga erzählt eine Teilnehmerin lautstark davon, dass ihr Sohn jetzt tatsächlich Informatik studieren würde.

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Von
  • Jutta Eckstein

Neulich nach dem Yoga erzählt eine Teilnehmerin lautstark davon, dass ihr Sohn jetzt tatsächlich Informatik studieren würde.

Ich brauchte erst eine ganze Zeit, bis mir klar war, dass ihre Lautstärke nicht daher kam, dass sie darauf super stolz sei, sondern dass sie es ganz furchtbar finde, dass ihr Sohn jetzt Informatiker werden möchte.

Wir sind in dieser Yogaklasse eine sehr kleine Gruppe (maximal 6 Personen), und die meisten wissen, dass ich ITlerin bin. Diese Teilnehmerin hatte das aber anscheinend verdrängt. Natürlich schauten mich jetzt alle anderen an. Erst mal drückte ich meine Begeisterung aus: "Das ist ja super, wir brauchen eh mehr ITler." Dann fragte ich nach, was denn so furchtbar wäre. Sie antwortete zunächst mit einem Beispiel, das nicht auf meine Frage einging, sondern ihren Unglauben auf eine für mich lustige Art untermauerte:

"Dann waren wir in der Stadt, und mein Sohn wollte unbedingt noch ein Mathematikbuch für das Studium kaufen. Als ich das Buch gesehen habe – ein richtig richtig dickes Buch –, hatte ich schon meine Zweifel. Das schaut der sich ja im Leben nicht an. Zu Hause dann, das Buch war noch eingeschweißt, habe ich mir genau gemerkt, wo er das Buch hingelegt hat. Ich war mir sicher, dass es auch in zwei Monaten exakt an der Stelle (und eingeschweißt) liegen wird. Aber nicht zu fassen, bereits am Abend war das Buch ausgepackt, und er schaute tatsächlich ausgiebig in das Buch. Das ist doch schrecklich!"

Ich kam wieder auf meine Frage zurück, was denn so schrecklich wäre? Die Hauptantwort war, dass er wohl gerne Computerspiele spielt und jetzt mit dem Studium dann ja nur noch in den Monitor starren und sich nicht mehr mit anderen Menschen auseinandersetzen würde. Mein Einwand, dass er seinem Hobby Computerspiele vermutlich auch bei einer anderen Studienwahl weiter frönen würde. Dass auch bei vielen anderen Studiengängen die Arbeit am Rechner unvermeidbar wäre, ließ sie nicht gelten.

Allerdings hörte sie mir staunend zu, als ich meinte, dass ITler üblicherweise im Team und nicht alleine arbeiten würden. Womit sie dann zu ihrer eigentlichen Sorge kam – ob er denn mit diesem Studiengang eine Chance auf einen Job hätte? ...

Dieses Gespräch hat mich wieder einmal darin bestätigt, wie schlecht "wir" im Vermarkten und damit im Aufbau einer guten (!) Reputation sind. Und obwohl sich besagter Sohn für die IT entschieden hat, ist es ja nicht so, dass die Studienzahlen für IT durch die Decke gehen und dieses Missverständnis ein Generationenproblem ist. Aus diesem Grund sind Aktionen wie die Münchner Erklärung (auch die Initiative dazu auf der letzten OOP) wichtig, aber lange nicht ausreichend. Das heißt, "dieser Weg wird kein leichter sein". ()