Maissorten für Hitze und Dürre

In Simbabwe leidet die Landwirtschaft am Klimawandel. Neue Getreidevarianten könnten helfen.

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Von
  • Roman Goergen

Um den ehemaligen Brotkorb Afrikas ist es schlecht bestellt. Als das Land noch eine britische Kolonie war und Südrhodesien hieß, war das heutige Simbabwe berühmt für seine Mais- und Weizenernten. Agrarexporte brachten Devisen ins Land. Doch eine Mischung aus Klimawandel und Misswirtschaft hat den Binnenstaat im südlichen Afrika an den Rand des Zusammenbruchs geführt. Das Wetterphänomen El Niño bewirkte extreme Hitze mit täglichen Durchschnittstemperaturen von mehr als 30 Grad. In vielen Gegenden hat es seit Monaten nicht mehr geregnet. Schon vorigen Februar hatte Simbabwe die Dürre zur nationalen Katastrophe erklärt. Damals konnte sich ein Drittel der rund 13 Millionen Einwohner nicht mehr aus eigener Kraft ernähren.

Denn rund 80 Prozent der Landbevölkerung leben von Agrarwirtschaft. Ein dicker Maisbrei namens Sadza ist das wichtigste Grundnahrungsmittel im Land. Daher werden bis zu 90 Prozent der Anbauflächen für Mais verwendet. Nun aber sind viele auf Lebensmittelhilfen angewiesen. Der ehemalige Mais-Exporteur muss zwei Millionen Tonnen Mais pro Jahr einführen, um sich selbst versorgen zu können. Das Welternährungsprogramm der UN verzeichnete 2015 für Simbabwe einen Rückgang in der Maisproduktion von 51 Prozent. Die Zahlen für 2016 sollen noch schlechter ausfallen. Laut UN wird die Maisernte auf unter 60 Prozent des Fünfjahresdurchschnitts fallen.

Umso wichtiger ist die Arbeit von Cosmos Magorokosho. Der Forscher von der simbabwischen Niederlassung des Internationalen Zentrums für die Verbesserung von Mais und Weizen (CIMMYT) hat in den vergangenen fünf Jahren mit seinen Kollegen an neuen Maissorten gearbeitet, die Simbabwe retten sollen. "In Afrika steht Mais für Leben", bekräftigt Magorokosho.

Das CIMMYT war Mitte des vorigen Jahrhunderts in Mexiko aus der Zusammenarbeit zwischen dem dortigen Landwirtschaftsministerium und der amerikanischen Rockefeller-Stiftung hervorgegangen. Es hat sich seither zu einer führenden Non-Profit-Organisation auf dem Sektor der Agrarwirtschaft entwickelt und unterhält mittlerweile Forschungseinrichtungen in 13 Ländern, die an neuen Mais- und Weizensorten arbeiten.

Das CIMMYT will vor allem Kleinbauern helfen, indem es ihnen neue Mais- und Weizenvarianten zur Verfügung stellt, die für das veränderte Klima ihrer Länder besser geeignet sind. Die Organisation arbeitet seit Jahrzehnten daran, die Entwicklungszeiten für neue Maishybriden, die in der Vergangenheit bis zu 20 Jahre benötigten, zu verkürzen. Das ist deswegen wichtig, weil sich das Klima so schnell ändert und andernfalls ein neu entwickelter Maistyp schon nicht mehr klimatauglich sein könnte, wenn er endlich auf den Markt kommt.

Für Simbabwe und elf weitere afrikanische Staaten entwickelte das CIMMYT spezielle Maishybriden. Sie benötigen der Organisation zufolge 60 Prozent weniger Wasser als die in der Region üblicherweise angebauten Varianten. Sie gedeihen außerdem noch bei Temperaturen von bis zu 35 Grad, sind also hitze- und dürreresistent. Das Saatgut ist dem CIMMYT zufolge bereits erfolgreich getestet worden, neben Simbabwe auch in Algerien, Ägypten, Malawi, Südafrika und Sambia.

In Afrika soll mithilfe dieser Hybriden die Maisproduktivität um 30 bis 50 Prozent steigen. Davon sollen rund 5,5 Millionen Kleinbauern in zwölf Staaten profitieren. Magorokosho jedenfalls ist überzeugt, dass diese Varianten "die Situation nachhaltig verändern werden". Wenn die Bauern in der Lage sind, das Saatgut für ihren Gebrauch zu adaptieren, "werden sie eine viel höhere Sicherheit in der Lebensmittelversorgung erlangen".

Kritiker befürchten allerdings, dass die zahlreichen Hilfsinitiativen für verbessertes Saatgut in Afrika auch Produzenten von genetisch manipulierten Samen eine Hintertür zum afrikanischen Markt öffnen könnten.

So ist zum Beispiel einer der Sponsoren für das Projekt "Wassereffizienter Mais für Afrika" (WEMA), an dem auch das CIMMYT beteiligt ist, der umstrittene Konzern Monsanto. Das amerikanische Agrarunternehmen, das selbst auch an genveränderten Maisvarianten forscht, stellt sein Saatgut momentan noch als Spende zur Verfügung. Es könnte die Abgabe künftig aber kostenpflichtig machen und auch dadurch die Kleinbauern in Abhängigkeiten treiben. (bsc)