Kochen in neuer Spielart

Die erste Kochbox von Hello Fresh landete kürzlich in meiner Küche. Was der Dienst mit seiner Idee von gelieferten Kochzutaten leisten kann, konnte ich damit erstmals selbst testen.

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Die Idee von nach Hause gelieferten Menüs ist an sich natürlich nichts neues – Pizza-Bring-Dienste sei Dank. Doch der Start des Unternehmens Hello Fresh vor ein paar Jahren hat diesen Ansatz noch einmal neu aufgerollt. Nicht die heiß-dampfende Pizza oder die fertig zubereitete Cannelloni konnte bestellt werden, sondern die Zutaten für mehrere Menüs – alles in einer "Kochbox". Das Konzept dürfte bekannt sein. Kochen muss man zwar immer noch selbst, aber zumindest die Einkäufe und die Überlegungen, was heute wieder auf dem Tisch stehen soll, kann man sich damit ersparen. Bei einem Messebesuch in Hamburg haben mich die emsigen Marketing-Leute des Berliner Start-ups nun auch endlich erwischt, so dass ich mir mit der Lieferung der ersten Kochbox Ende der vergangenen Woche ein eigenes Bild von der Idee und Umsetzung machen konnte.

  • Lieferung:
    Sicherheitshalber hatte ich die Lieferadresse am Tag vor der Lieferung noch auf eine Alternativadresse ändern können, wo die Box sicher angenommen werden würde. Ansonsten wäre es mit dem Abstellen des Kartons schwierig geworden, wenn auch die Hausmitbewohner nicht zum Annehmen Zuhause wären. Die Box einfach vor die Haustür stellen zu lassen, schien mir zu heikel, und eine Garage oder einen anderen geeigneten Abstellplatz gibt es bei mir nicht.
  • Verpackung:
    Als die Box schließlich in meiner Küche war, ging es ans Öffnen. Hello Fresh setzt bei der Verpackung überwiegend auf recyceltes Papier. Zutaten wie Gemüse, Reis oder Kartoffeln befanden sich lose eingepackt in Papiertüten. Der Joghurt ist einem üblichen Becher, die Mini-Portion Hartkäse in Plastik. Die zwei Fleischpackungen lagen in einer Kühltasche, einem Beutel aus Schafwolle, Hanf oder anderen nachwachsenden Rohstoffen, wie mich das Infomaterial wissen lässt. Das Fleisch selbst war natürlich aus hygienischen und Frische-Gründen in Plastik eingeschweißt. Aktiv gekühlt wurde es durch Eispacks, die auch am Abend noch (nachdem die Box morgens geliefert wurde) gefroren waren. Insgesamt versucht die Firma aber, weitestgehend auf Plastik-Verpackung zu verzichten. Dass ich letztlich zwar ein Paar extra Tüten für die Papiertonne habe, ist nicht weiter schlimm. Doch ich sehe schon, dass sich die üppigen Kühltaschen nach mehreren Lieferungen in einer Küchenecke stapeln werden. Immerhin kann man das Material und die Eispacks und unentgeltlich zurücksenden – allerdings erst nach fünf Boxen.
  • Lebensmittel-Verbrauch:
    Für die drei Menüs á zwei Portionen wurden die genau benötigten Zutaten geliefert, von den abgezählten Karotten bis zur Gewürzmischung für ein Salatdressing. Dass zwei Tomaten und die kleine Senfpackung beschädigt waren – geschenkt. Das kann passieren. Theoretisch muss man also nichts weiter im Küchenschrank haben, außer Salz, Pfeffer und Öl zum Braten. Das ist natürlich praktisch und soll im besten Fall dazu führen, dass man weniger Lebensmittel wegschmeißt.
  • Lieferwege:
    Hello Fresh wirbt damit, dass die "Zutaten so oft wie möglich direkt vom Produzenten" zu mir kommen. In einer Skizze ist das auch simple als "Lieferketten Revolution" aufgezeichnet: Vom Erzeuger über Hello Fresh zum Zuhause. Die typische Lieferkette umfasst dagegen mehrere Stationen: Erzeuger, Großhändler, Lagerhaus, Supermarkt, Zuhause. Die Regionalität in allen Ehren aber, woher genau das gelieferte Hähnchen- und Schweinefleisch nun kommen, ist auf der Verpackung nicht ersichtlich. Lediglich "produziert in Deutschland" ist vermerkt. Welche Strecke das Fleisch zurückgelegt hat, bleibt unklar.
  • Kochen:
    Die Hähnchen-Wraps mit Tomatensalat sind schnell und einfach gemacht. Das marinierte Schweinefilet mit Karottensticks ist wegen des Fleischs ein Tick schwieriger. Das asiatische Risotto kommt heute Abend dran. Darin sind Buchenpilzen verarbeitet – eine Zutat, die im Supermarkt normalerweise nicht in meinem Einkaufskorb landet. Doch so probiere ich sie mal aus, ein Pluspunkt also für die Kochbox, die meinen kulinarischen Horizont erweitert.
  • Online-Zugang:
    Das Verstellen des Liefertermins unter meinem Hello Fresh-Account empfand ich nicht ganz so intuitiv. Es gibt zwar eine Kalenderübersicht, dort lässt sich aber nur auf dem jeweils gleichen Wochentag das Datum verstellen – in meinem Fall konnte ich zwischen den kommenden Donnerstagen wählen. Doch um die Lieferung auf den Freitag zu versetzen, musste ich unter meinen "Einstellungen" schauen. Dort kann ich auch Lieferungen pausieren, wenn ich erstmal eine Kochbox-Pause brauche.
  • Kosten:
    Einzig der Preis scheint mir mit 39,99 Euro (ohne Gutschein) pro Box auf Dauer doch etwas happig. Eine Portion Wraps würde demnach knapp 7 Euro kosten, etwa so viel wie im Restaurant, wo ich mich nicht in die Küche stellen muss. Doch Lieferung und Rezeptzusammenstellung wollen bei Hello Fresh natürlich auch finanziert werden.

Insgesamt ist Hello Fresh eine interessante Idee, die Abwechselung in den gewohnten Speiseplan bringt. Und wenn man bei der Verpackung und den Kosten ein Auge zudrückt, ist es sicherlich ein Service, an den man sich gewöhnen kann.

(jle)