Strampeln für Strom

Ein Trimm-dich-Boot mitten in Paris erzeugt Energie. Noch ist es nur ein Projekt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Im Schaufenster eines Fitnessstudios Sport zu treiben, ist nicht jedermanns Sache. Wenn man dabei allerdings auf der Seine und vor historischer Pariser Kulisse auf und ab schippern könnte, wäre das sicher viel populärer. Unter der Federführung des italienischen Designbüros Carlo Ratti Associati wurde die Konzeptphase für das 20 Meter lange Fitnessboot abgeschlossen, nun entsteht der Businessplan. Das Besondere: Die Sportler sollen das Boot selbst mit antreiben. Während sich die bis zu 45 Passagiere auf Fahrrädern und Crosstrainern abmühen, produzieren sie einen Teil des Stroms, der das Gefährt bewegt und die Fitnessgeräte mit Energie versorgt. Die maximal erlaubte Geschwindigkeit für das Boot liegt bei zwölf Stundenkilometern.

Ein Panoramadach soll den Sportlern ihr schweißtreibendes Tun verschönern. Zum Konzept gehören außerdem transparente Anzeigen. Sie sollen den Gästen Auskunft über die von ihnen generierte Strommenge geben. Darüber hinaus informieren sie anhand der von Sensoren übermittelten Umweltdaten über den Zustand der Seine. Da die Energie aus den Fitnessgeräten nur 25 Prozent des Gesamtbedarfs decken würde, erzeugen Photovoltaik-Paneele die fehlende Energie. Der generierte Strom wird in Batterien zwischengespeichert.

"Das Hauptziel ist nicht, das Boot komplett per Muskelkraft anzutreiben", sagt Carlo Ratti. "Wir wollen eher dazu anregen, das Thema Energie mit neuen Augen zu sehen." Darüber hinaus geht es den Projektpartnern des "Paris Navigating Gym" auch darum, den Bewohnern eine neue Möglichkeit zu bieten, die Seine zu genießen. "Wir hoffen, dass wir sozusagen bald Segel setzen können, nicht nur auf der Seine, sondern auch auf den Flüssen weiterer Städte", skizziert Ratti die Pläne.

Die Idee stammt vom New Yorker Architekturbüro Terreform ONE, das auch am Pariser Projekt beteiligt ist. Bereits 2005 hatte Terreform-Chef Mitchell Joachim schwimmende Fitnessstudios für die Flüsse beidseits von Manhattan entworfen. Verwirklicht wurden sie bislang nicht. (vsz)