Peak Plastik

Bis 2030 wollen die Vereinten Nationen mit ihrer Agenda wichtige Ziele für die ganze Welt erreichen. Dazu gehört auch die Rettung der Weltmeere vor Verschmutzung und vor allem vor noch mehr Plastik.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Im Jahr 2050 wird mehr Plastikmasse als Fisch im Meer schwimmen, befürchten die Vereinten Nationen. Deshalb will das United Nations Development Programme (UNDP) im Vorfeld der "Ocean Conference" vom 5. bis 9. Juni im New Yorker Hauptquartier schon möglichst viele Akteure überzeugen und ins Boot holen. Auf der Webseite "Ocean Action Hub" wirbt UNDP etwa um die Mitarbeit von Regierungen, zwischenstaatlichen Organisationen, dem internationalen Finanzwesen, Nichtregierungsorganisationen, Akademischen Institutionen, Wissenschaftlern, aber nicht zuletzt auch von Privatleuten.

Engagement ist gefragt. Denn obwohl die Weltmeere von so zentraler Bedeutung für den Menschen seien, schätzen die Vereinten Nationen, dass bereits 40 Prozent schwer beeinträchtigt von Überfischung, Verschmutzung, der Zerstörung von Lebensraum, von invasiven Arten und auch teilweise von Übersäuerung sind. Wie wir mit dieser lebenswichtigen Ressource umgehen, sei für die gesamte Menschheit von zentraler Bedeutung, ist die Organisation überzeugt und hat daher 14 "Sustainable Development Goals" für das Leben unter Wasser ausgerufen.

Ihre Kampagne "Clean Seas" starteten die Vereinten Nationen jetzt auf dem "World Oceans Summit" in Bali. Sie ist Teil der vor zwei Jahren verabschiedeten Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung, in der insgesamt 17 Ziele formuliert wurden. Unter Punkt 14 rangiert hier die Forderung, Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Das klingt zunächst sehr abstrakt und allgemein, wird aber in den 14 Sustainable Development Goals konkretisiert.

Außerdem ist es inzwischen gelungen, Länder wie Indonesien von der Notwendigkeit des Programms zu überzeugen. Ein wichtiger Schritt, denn die Weltbank schätzt, dass jeder der 250 Millionen Indonesier jährlich 0,8 bis 1 Kilogramm ins Meer entsorgten Plastikmüll verantwortet. Jetzt hat der weltgrößte Inselstaat angekündigt, diesen Müll in den nächsten acht Jahren um 70 Prozent zu reduzieren.

Aber die UN-Kampagne begnügt sich nicht damit, auf Länderebene zu agieren. Auf der Webseite von "Clean Seas" spricht sie den Einzelnen und seine eigenen Möglichkeiten an: Es beginnt mit der Aufforderung, Mikroplastik in Zahnpasta und Gesichtspeeling zu vermeiden, denn es bedrohe das Leben im Ozean. Über Mikroplastik und dessen Vermeidung informiert auf der TR-Webseite auch das Interview von Jennifer Lepies mit der Ökotoxikologin Carolin Völker, einer der beiden Leiterinnen des Projekts "PlastX" am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE).

Darüber hinaus lassen sich auf der Kampagnenplattform weitere Zusagen machen. Jeder kann sich verpflichten, auf Plastiktüten und zu viel Verpackung beim Einkauf sowie auf Einweg-Kaffeebecher zu verzichten. Aber das Denken könnte noch darüber hinausgehen. Indonesien zum Beispiel plant, Industriezweige für biologisch abbaubaren Plastikersatz aus Maniok und Seegras zu entwickeln. Doch die ersten Schritte sind längst getan: Es gibt schon hier und jetzt immer mehr attraktive Produkte aus recyceltem Plastik, die der umweltbewusste Konsument anderen Industrieerzeugnissen gegenüber vorziehen könnnte – und sollte. (inwu)