Lösungen statt Probleme

Auf Kongressen wird viel Zeit damit verschwendet, Dinge belegen zu wollen, die ohnehin niemand bezweifelt. Die wirklichen wichtigen Fragen bleiben hingegen oft genug offen.

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Eigentlich sind es nur zwei Fragen, die bei der Vorstellung einer Erfindung beantwortet werden wollen. Erstens: Welches Problem genau soll sie lösen? Zweitens: Wie unterscheidet sich die eigene Lösung von anderen, was macht sie besser?

Trotzdem fällt mir auf Kongressen immer wieder auf, dass Erfinder – bewusst oder unbewusst – am Punkt vorbei argumentieren. Selbst bei einem Start-up-Pitch von nur fünf Minuten verschwenden sie ihre kostbare Zeit damit, Dinge belegen zu wollen, die ohnehin niemand bezweifelt. Das betrifft vor allem die Beschreibung des Problems. Der zweite Punkt kommt dabei regelmäßig zu kurz.

Zum Beispiel bei einem Solar-Kühlhaus für afrikanische Kleinbauern, vorgestellt auf dem Start Up Transition Tech Festival der dena: Natürlich ist es eine gute Sache, wenn nicht mehr die Hälfte der Ernte verfault, bevor sie den Kunden erreicht. Das braucht man nicht ausführlich mit Statistiken zu belegen. Doch wie genau funktionieren die Kühlhäuser und das Geschäftsmodell dahinter? Dafür blieb kaum noch Zeit.

Das gleiche Phänomen auch bei der Vorstellung eines Range Extenders für Elektroautos: Klar wäre es nett, wenn E-Autos mehr Reichweite hätte. Niemand im Saal muss davon noch überzeugt werden. Die Frage ist doch: Warum genau soll es dafür die beste Lösung ein, bei Bedarf einen Benzingenerator hinten ans Auto zu hängen – statt etwa eine zusätzliche Batterie? Die Frage blieb offen.

Ein Klassiker ist es auch, erst einmal in Länge und Breite die Folgen des Klimawandels für Kinder und Kindeskinder auszumalen, bis man endlich damit um die Ecke kommt, was die eigene Erfindung dagegen tun soll. Oder als zehnter Referent auf einem Kongress über Energiespeicher den Zuhörern zum zehnten Mal erklären, weshalb Energiespeicher überhaupt wichtig sind. (Wäre den Leute das nicht klar, wären sie schließlich gar nicht erst gekommen.)

Liebe Forscher, Innovatoren und Gründer dieser Welt: Ihr macht bei Euren Präsentationen meist einen tollen Job. Aber denkt bitte mal öfter darüber nach, wer warum im Publikum sitzt. Die einschlägigen Probleme der Welt kennen die meisten zu Genüge. Sie wollen etwas über Lösungen hören. (grh)