Eine Frage der Solidarität

Tuberkulose zählt bis heute zu den zehn tödlichsten Infektionskrankheiten. Doch das müsste nicht so sein.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Autismus, Multiple Sklerose, Down-Syndrom oder Epilepsie: All diesen Krankheiten sind im Jahresverlauf weltweite Aktionstage gewidmet und natürlich kommt ihnen – und zu Recht – in der westlichen Welt eine gehörige Portion Aufmerksamkeit zu. Ganz anders ist es mit der Tuberkulose. Im Gegensatz zu den anderen genannten Krankheiten handelt es sich bei der früher oft als Schwindsucht bezeichneten Erkrankung um eine bakterielle Infektionskrankheit. Vor nunmehr 135 Jahren hat Robert Koch den Erreger Mycobacterium tuberculosis gefunden. Trotzdem gehört Tuberkulose bis heute zu den zehn tödlichsten Infektionskrankheiten, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) informiert.

2015 erkrankten weltweit 10,4 Millionen Menschen an Tuberkulose und für 1,8 Millionen Menschen endete die Krankheit tödlich. Mit dem Tweet "#DYK every 18sec. someone dies of tuberculosis? On #WorldTBDay, join the #UnitetoEndTB campaign at http://www.stoptb.org/events/world_tb_day/2017/ via @StopTB" erinnerte die Plattform "Stop TB Partnership" jetzt am Welttuberkulosetag an die unheilvolle Präsenz der Krankheit: "Alle 18 Sekunden stirbt ein Mensch an Tuberkulose."

Doch die Menschen stammen eben zu mehr als 95 Prozent aus den Entwicklungsländern. Rund 60 Prozent kommen allein aus sechs Staaten: allen vorweg Indien und dann Indonesien, China, Nigeria, Pakistan and Südafrika. Daher ist die Tuberkulose im Bewusstsein vieler westlicher Menschen ganz an den Rand gerückt. In Deutschland wurden vom Robert Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2016 lediglich 5915 Fälle gemeldet, 105 davon verstarben allerdings. Und das, obwohl Tuberkulose an sich heilbar ist.

Aber es kommt eben auf die Umstände an. Das thematisiert auch die WHO, die das Ende der Tuberkulose-Epidemie als Ziel deklariert hat und für 2030 anvisiert. Für die Patienten in den Entwicklungsländern bedeutet es die Forderung nach einem Zugang zu medizinischer Versorgung, aber letztlich ebenso soziale Unterstützung. Denn natürlich trifft die Krankheit die Ärmsten am härtesten: Durch mangelnde Ernährung und Hygiene sowie schlechte Wohnungen haben sie wenig dagegen zu setzen.

Verglichen damit, ist Tuberkulose in Deutschland kaum ein Problem. Obwohl die Fälle hier in den vergangenen Jahren von 4488 Erkrankungen im Jahr 2014 und 4318 im Jahr 2013 auf 5852 Fälle im Jahr 2015 gestiegen sind, besteht hierzulande die größte Herausforderung in der Diagnose der Krankheit. Vielleicht sollten wir uns aber trotzdem für den weltweiten Kampf gegen Tbc stark machen – schon im eigenen Interesse. Und zumal die Behandlung nicht mehr als 30 Dollar kostet. Denn durch inkonsequente und inadäquate Behandlungen nimmt die Verbreitung von multiresistenten Varianten zu. Und die Übertragung kennt offensichtlich weder Schranken noch Grenzen: Sie erfolgt durch Tröpfcheninfektion. (inwu)