Gute Laune as a Service
Vernetzte Hausgeräte könnten schon bald unsere Stimmung aufhellen - allerdings mit Nebenwirkungen.
Auf den ersten Blick haben die beiden Meldungen wenig miteinander zu tun. Trotzdem lässt sich aus ihnen eine Zukunftsvision spinnen, die munter zwischen lustig und gruselig changiert.
Die erste Meldung: Algorithmen können mit Daten aus Smartphones und Wearables erkennen, wann sich Paare streiten. Zweitens: Ein neuer Ventilator soll künftig mit Mikrofon und Anbindung an Amazons Sprachassistentin Alexa daherkommen.
Nun füge man beide Entwicklungen zusammen: Haushaltsgeräte, die nicht nur überall ihre Ohren, sondern es auch faustdick dahinter haben – und eine Software, die unsere Launen irgendwann besser kennt als wir selber. Was ließe sich damit nicht alles anfangen?
Autohersteller schwadronieren in diesem Zusammenhang gerne von einfühlsamen Fahrzeugen, die beruhigende Musik oder entspannende Düfte verbreiten, wenn sie merken, dass ihre Fahrer genervt sind. Ich fand das immer eine ziemlich bekloppte Idee: Wenn ich sauer bin, bringen mich solche Beschwichtigungsversuche erst recht auf die Palme.
Andererseits: Begleiten uns lernfähige Software-Butler den ganzen Alltag, können sie die Klaviatur unserer Stimmungen eines Tages viel virtuoser spielen als unsere nächsten Angehörigen. Dem einen werden sie dann prophylaktisch Katzenvideos vorspielen und dem anderen Hardrock, lange bevor sich ein Ehekrach anbahnt – warum auch immer. Hauptsache, es funktioniert.
Für ein solches Szenario braucht man gar keine durchtriebene Big-Brother-Verschwörung zu konstruieren. Wahrscheinlich würden es die meisten Menschen sogar schätzen, von einem Algorithmus bei Laune gehalten zu werden. Endlich versteht mich jemand!
Das Dumme dabei ist nur: Mit Frohsinn allein ist kein Geld zu machen. Gut möglich, dass werbefinanzierte Algorithmen einen Ehestreit sogar noch anheizen, um den Partnern dann diskret die Adresse eines Scheidungsanwalts zukommen zu lassen. (grh)
