Themenmolekül: Eines der am besten gehüteten Geheimnisse

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal unter anderem mit bemerkenswerten Wissenschaftsblogs, einem Molekül-Faltpuzzle und Postämtern im Wilden Westen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen.

Für Leute, die viel Interesse, aber wenig Zeit haben – ein kleiner Streifzug durch bemerkenswerte Wissenschaftsblogs:

Was Pseudowissenschaftlichkeit angeht, macht der britische Pharmakologe David Colquhoun in seinem mehrfach preisgekrönten Blog DC's Improbable Science ("Truth falsehood and evidence: investigations of dubious and dishonest science") keine Gefangenen. Seit über einem Jahrzehnt entgeht kein Homöopath und kein Akupunkteur den scharfen und oft komischen Online-Analysen des Twitter-süchtigen Professors.

Die Redaktion der Zeitschrift Laborjournal führt ein lesenswertes Life-Science-Blog. Es befasst sich, wie sollte es anders sein, mit dem Laborleben, etwa Betrachtungen über den Ordnungsschwund bei der Vorbereitung eines Experiments. Aber auch Berichte zum regionalen Science March oder Betrachtungen zu der Frage, wie man die Expertise eines gescheiterten Doktoranden vielleicht doch noch hätte nutzen können, finden sich in der farbigen Sammlung.

Fischblog heißt das Schatzkästchen des renommierten Wissenschaftsjournalisten Lars Fischer. Vor kurzem ist es 10 geworden, mit einem Best of Fischblog, in dem man sich Appetit für's Weiterlesen holen kann ("Eigentlich ist das hier ja gar kein Wissenschaftsblog…" Im April 2007 erschien der erste Beitrag – über ein Death-Metal-Konzert).

Unter dem Kürzel Hei_Pi bloggt Joachim Funke, Professor für Allgemeine und Theoretische Psychologie, über Neuigkeiten und Nachdenkenswertes aus dem Innenleben des Heidelberger Psychologischen Instituts ("Kein peer-reviewing – eigene Meinung!"). Garniert ist die Sammlung von Tagungsberichten, Buchempfehlungen und Überlegungen zum Radfahren mit einer handbestückten Zusammenstellung von Links.

Paul Zachary "PZ" Myers ist Biologe und außerordentlicher Professor an der University of Minnesota. Er ist ein bekannter Kritiker der von christlichen Fundamentalisten entwickelten Pseudowissenschaft Intelligent Design (ID) und des Kreationismus und beteiligt sich aktiv an der Debatte, welche in den USA um die Schöpfungsgeschichten der Bibel in den Schulen stattfindet. Er führt seit 2006 das Blog Pharyngula ("Evolution, development and random biological ejaculations from a godless liberal").

Das im März 2007 von Val Landi gestartete Blog The Daily Galaxy ist eine eklektische Präsentation von Neuigkeiten und originellen Einsichten über Entdeckungen, Menschen und Ereignisse, die unser Wissen über unseren Planeten und das Universum verändern. The Daily Galaxy gründet auf der Vision, dass Wissenschaft und Forschung die Populärkultur im 21. Jahrhundert dominieren werden. Der Harvard-Absolvent Landi studierte Wissenschaftsgeschichte und arbeitete 20 Jahre lang im Silicon Valley, unter anderem am Interval Research-Projekt des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen und als Internetradio-Pionier (Redband Broadcasting). Nach seiner Zeit im Silicon Valley zog Landi nach Park City, Utah, wo er The Daily Galaxy gründete und nachts die Sterne sehen kann.

Eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Natur ist ein Wunder-Molekül namens RNA – die Ribonukleinsäure. Es ist von zentraler Bedeutung für den Ursprung des Lebens, der Evolution und der zellulären Maschinerie, die uns am Leben hält. In diesem Online-Labor kann man die Rolle eines Biochemikers spielen, indem man erst RNA-Faltpuzzles löst und danach RNAs entwerfen kann, die zukünftige lebensrettende Therapien begründen könnten. Die Faltung von komplexen RNA-Molekülen lässt sich, wie viele biologische Prozesse, mit Hilfe einer interaktiven Visualisierung wesentlich einfacher verstehen. Ergänzend finden sich in dem Lab eine Reihe von Video-Quizzes und eine Bibliothek mit kurzen Videos über RNA.

Post-Geographie: In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, änderte die Einführung der Post das tägliche Leben im Westen der Vereinigten Staaten. Im Laufe von 50 Jahren nahm die Anzahl der Postämter in dieser Region von einer Handvoll auf mehrere hundert zu. Einige der Postämter blieben lange in Betrieb, andere waren nur kurzlebig. Auf einer interaktiven Zeitleiste und Karte, erstellt von Historikern in Stanford, kann man eine Reihe dieser Postämter erkunden, die in der Zeit zwischen 1850 und 1900 aktiv waren.

Wie nur, wie, kann sich eine so große Masse dermaßen schnell ausdehnen und wieder zusammenziehen? (bsc)