Hilfe von einem Roboter

Gelähmte könnten sich künftig von schlauen Maschinen den Alltag vereinfachen lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jamie Condliffe
  • Inge Wünnenberg

Romulo Camargo ist vom Hals abwärts gelähmt, seit der ehemalige US-Soldat in Afghanistan in einen Hinterhalt geriet und von einer Kugel verletzt wurde. Für Menschen wie ihn arbeitet Toyota seit rund zehn Jahren an einer ganzen Serie von Robotern. Die Geräte sollen bei tagtäglichen Verrichtungen helfen, aber auch Patienten bei der Reha nach einem Unfall unterstützen. In medizinischen Einrichtungen in Japan sind 44 Maschinen von Toyota bereits im Einsatz. Der Welwalk WW-1000 wird zum Beispiel ans Bein angelegt und bietet teilweise gelähmten Menschen ein Gehtraining. Ein anderes Gerät trainiert die Balance.

Künftig sollen die Maschinen aber noch weit hilfreicher sein. Deshalb entwickelt Toyota den Human Support Robot (HSR) und testete ihn jetzt zu Hause bei Romulo Camargo in Tampa, Florida. Die Zusammenarbeit zwischen dem Veteranen und dem Unternehmen begann bereits vor zwei Jahren. Damals unterstützte Toyota Camargo und dessen Frau dabei, das nicht kommerzielle Reha-Center "Stay in Step" für Menschen mit Rückenmarksverletzungen in seinem Heimatort zu eröffnen.

Nun also der erste Einsatz für den HSR in einer Privatwohnung. Zunächst mussten die Entwickler Camargos Heim allerdings robotertauglich präparieren. Sie brachten QR-Codes am Türöffner und an der Trinkflasche an, damit der maschinelle Assistent die Objekte überhaupt identifizieren konnte.

Dann aber bewegte sich der nur 37 Kilogramm schwere und rund einen Meter hohe Assistenzroboter autonom durch die Wohnung. Um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden, geht der HSR Kollisionen aus dem Weg und fährt lediglich acht Kilometer pro Stunde – für eine Wohnung aber allemal schnell genug.

Mit seinem flexiblen Greifarm kann er Gegenstände vom Boden aufheben, Vorhänge bewegen, etwas aus einem Regal nehmen und auch wieder zurückstellen. Über ein Display und zwei Kameraaugen kann Camargo über ihn mit Angehörigen und Freunden kommunizieren. Bedienen kann er den Roboter per Smartphone, Tablet oder auch mit Sprachkommandos.

Der Versuch war auf zwei Tage begrenzt, die Forscher wollten zunächst wissen, ob der Roboter überhaupt macht, was von ihm gefordert ist. Die Maschine sollte Camargo bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Öffnen von Türen helfen. Außerdem sollte der HSR für ihn eine Trinkflasche herbeiholen und so hinhalten, dass der Veteran trinken konnte.

"Das gehört für mich zu den wichtigsten Aufgaben während des Tages, und der Roboter erledigt sie für mich", sagt Camargo. Er steuerte das Gerät mit einem Stift, den er als Eingabemedium für ein Tablet nutzte.

Dass die Akkuladung derzeit nur für drei Stunden reicht und der Roboter sich nicht selbstständig aufladen kann, dass seine Fähigkeiten sich derzeit vor allem auf das Türöffnen und das Anreichen der Trinkflasche beschränken – geschenkt. Der Querschnittsgelähmte ist trotzdem begeistert: "Das ist ein Game Changer für alle, die eine Behinderung haben."

Der Roboter, dein Freund und Helfer (28 Bilder)

Können Roboter Priester ersetzen? Oder gar etwas Göttliches repräsentieren? Der Robotiker Gabriele Trovato mit zwei Prototypen, die Gläubige durch "Gesten, Dialog und Blickkontakt beim Gebet ­begleiten" sollen. Die dafür notwendige Software ist allerdings noch nicht vollständig implementiert. (Bild: Gabriele Trovato/Waseda University)

(inwu)