Keine Therapie auf eigene Faust

Nach einigen Fernsehsendungen wird Methadon als neues Wundermittel gegen Krebs gehandelt. Aber die Wirkung ist nicht restlos geklärt. Außerdem ist es gefährlich, das Betäubungsmittel in Eigenregie zu nehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Inge Wünnenberg

Einige wenige zum Teil ältere Studien über den Einsatz des Schmerzmittels Methadon bei Krebspatienten lassen eine antitumorale Wirkung vermuten. Nun hat Claudia Friesen vom Universitätsklinikum Ulm in Versuchen an Zellen und mit Tieren die Wirksamkeit des Drogenersatzmittels scheinbar nachgewiesen, wie etwa die Süddeutsche Zeitung berichtet. Die Molekularbiologin zeigte wohl, dass in ihren Studien das Krebswachstum durch Methadon verlangsamt wurde, bzw. Krebszellen sogar abgetötet wurden.

Seit allerdings die ARD-Sendung Plusminus und auch Stern TV im Sommer äußerst positiv über den potenziellen Einsatz von Methadon in der Krebstherapie berichteten, entwickelt sich laut der Webseite des Ärzteblatts ein wahrer Hype um das Opioid. Aufgrund der großen Euphorie warnen Ärzte Krebspatienten nun eindringlich vor unbegleiteten Therapien, da in dem Fall "lebensbedrohliche Konsequenzen" nicht auszuschließen sind. Es gibt offensichtlich bereits Patienten, die durch Selbstmedikation verstorben sind. Auch das Universitätsklinikum des Saarlandes verweist in einem Beitrag des Saarländischen Rundfunks darauf, dass Methadon nicht grundlos zu den verschreibungspflichtigen Betäubungsmitteln gehöre, dessen Einsatz einen erfahrenen Spezialisten benötige.

Bereits im Juni ging die Uniklinik Ulm auf Distanz zu den Aussagen von Claudia Friesen, wie das Berliner Gesundheitsportal berichtet. Und das ist bei aller Sehnsucht nach ebenso günstigen wie effektiven Medikamenten für einen Einsatz in der Krebstherapie wohl der richtige Schritt. Denn Friesen fehlen entsprechende wissenschaftliche Daten. Das heißt, es ist an der Zeit, all diese Vermutungen anhand ordentlicher klinischer Studien zu beweisen oder eben zu widerlegen. Bleibt allerdings zu hoffen, dass sich Geldgeber für ein solches Projekt finden. Denn in der Tat werden Medikamentenstudien meist von Pharmafirmen finanziert. Das Recherchezentrum Correctiv verweist indes auf Alternativen: Die Bundesregierung stellt durchaus Mittel für unabhängige Forschung bereit. (inwu)