Schnüffelsoftware soll Napster-Sünder blockieren

Verschiedene US-Firmen für "Internetsicherheit" haben Software entwickelt, um in peer-to-peer-Netzwerken illegale Dateidownloads aufzuspüren und zu blockieren.

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Von
  • Klaus Peeck

Verschiedene US-Firmen für "Internetsicherheit" haben Software entwickelt, um in peer-to-peer-Netzwerken illegale Dateidownloads aufzuspüren und zu blockieren, berichtet die Los Angeles Times am Dienstag.

Die Firmen EMusic.com - selbst ein Anbieter kostenpflichtiger Musik-Downloads - und Copyright.net screenen die peer-to-peer-Netze nach Filenamen oder Dateigrößen copyright-verdächtiger Dateien. Werden sie fündig, senden sie dem betroffenen User eine Warnmail oder versuchen, ihn durch den Diensteanbieter sperren zu lassen. Nach eigenen Angaben hat Copyright.net auf diese Weise in den vergangenen Wochen 49.000 Napster-User sperren lassen, die sich hernach auf der Copyright.net-Homepage explizit begrüßen lassen und - nach Preisgabe persönlicher Daten - erfahren können, was sie zu tun haben, um wieder den Status eines ehrenvollen Napster-Mitglieds zu erringen.

Noch raffinierter geht ein Schnüffel-Algorithmus der Firma Audible Magic zu Werke: Er soll in der Lage sein, Musikdateien anhand ihres "Klanges" zu identifizieren, sodass diese Software auch umbenannte oder in der Länge veränderte Sounds aufspüren können soll, so lange diese nicht akustisch variiert wurden.

IpArchive und Vidius schließlich kombinieren verschiedene Schnüffel-Tools und können nach Angabe der Los Angeles Times ihre Software auch an Schlüsselpunkten des Netztransfers ansetzen lassen, also etwa an Knotenpunkten von Internet-Providern, in den Servern von Downloadanbietern oder gar in Hochschul-Rechenzentren.

Nach Aussage von IpArchive nutze bereits eine Reihe nicht namentlich zu nennender Internet-Provider diese Software und sei damit auch in der Lage, einmal erkannte illegale Transferversuche zu unterbrechen und dem Rechteverletzer eine Warnmail zu senden, in der er gleichzeitig zu einer kostenpflichtigen Downloadseite weiterempfohlen werde. Die Namen der Betroffenen würden hierbei nicht registriert, allerdings wolle man dies für die Zukunft nicht ausschließen.

Die israelische Firma Vidius schließlich hat sich auf die Erkennung von Copyrightverstößen bei Videofiles spezialisiert und sieht sich in der Lage, die betroffenen User bis zur IP-Adresse zurückzuverfolgen bzw., bei guter Zusammenarbeit mit den Internetprovidern, bis zu den Personendaten der Betroffenen. Ermittelter illegaler Filetransfer könne entweder mit Hilfe der Provider oder durch die Vidius-Software selbst blockiert werden, wenn diese an einem Knotenpunkt des Netztransfers installiert sei.

Ziel der Copyright-Wächter sei es nicht, jeglichen unauthorisierten Filetransfer zu stoppen, sondern die Hauptquellen illegaler Downloads versiegen zu lassen und "andere Leute davon abzubringen, auf den fahrenden Zug aufzuspringen". Unter dem Eindruck dieser fast mitfühlenden Sichtweise räumt Vidius-Geschäftsführer Derek Broes sogar noch datenschutzrechtliche Probleme beim Einsatz seiner Software ein: Das Überwachen und Stoppen von Filetransfers im Internet berühre einige ernst zu nehmende Belange der Privatshäre. Allerdings werde die Technologie seines Unternehmens ausschließlich zur Durchsetzung von Urheberrechten eingesetzt, fügte er hinzu. (klp)