Drohnen säen Mangroven

Unbemannte Fluggeräte schießen in Myanmar biologisch abbaubare Samenkapseln für neue Wälder in die Erde.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Seit den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts hat Myanmar mehr als eine Million Hektar seiner Mangrovenwälder verloren. Im 40.000 Quadratkilometer großen Delta des Ayeyarwady sind nur noch 16 Prozent des ursprünglichen Bestands übrig geblieben. Damit ist die Küste schutzlos der Erosion und dem steigenden Meeresspiegel ausgeliefert.

Der Zyklon "Nargis" konnte 2008 auch deshalb so viel Schaden anrichten, weil ihn kein Wald mehr bremste. Außerdem fallen die Mangrovenwälder als sogenannte Kohlenstoffsenken aus. Denn in intaktem Zustand speichern sie das aufgenommene Kohlendioxid nicht nur in ihrem Holz, sondern geben es auch über das Laub an den Meeresboden ab, wo es quasi eingelagert wird.

Aus diesen Gründen wird nun in der Region wieder aufgeforstet. Zusammen mit der Worldview International Foundation (WIF) pflanzten Bewohner des Deltas in den vergangenen fünf Jahren bereits 2,7 Millionen Mangrovenbäume per Hand. Damit es rascher geht, erhalten sie seit diesem Herbst Unterstützung von Drohnen: Dem britischen Start-up BioCarbon Engineering zufolge arbeiten sie ungefähr zehnmal schneller. Die Drohnenflotte kann laut den Angaben des Unternehmens 100.000 Bäume an einem Tag aussäen. Ziel ist es, vorerst in einem Gebiet von 250 Hektar Land eine Million Bäume zu pflanzen.

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Die Drohnen hat das Start-up seit 2015 entwickelt und auf Versuchsfeldern in Australien und Großbritannien getestet. Nach mehr als einem Jahr seien die Überlebensraten der Testpflanzungen gut. "Definitiv bessere Ergebnisse, als ein Helikopter sie erzielt", sagt Irina Fedorenko, Mitgründerin von BioCarbon Engineering. Das Projekt in Myanmar war in diesem Jahr einer der Gewinner der BridgeBuilder Challenge der GHR Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, und erhielt ein Preisgeld in Höhe von 242800 Dollar.

Bei der Aufforstung geht BioCarbon Engineering in zwei Schritten vor. Zuerst überfliegen Kartografiedrohnen in etwa 100 Metern Höhe das Gebiet. Das Gelände wird dreidimensional erfasst, während besondere Sensoren die Bodenbeschaffenheit, die Qualität und den Feuchtigkeitsgehalt aufnehmen.

Drohnen säen Mangroven (3 Bilder)

Drohnen schießen die biologisch abbaubaren Samenkapseln für die späteren Mangrovenbäume in die Erde.
(Bild: BioCarbon Engineering)

Anschließend errechnet ein Algorithmus die besten Standorte. Das Ergebnis ist ein Plan mit Vorschlägen sowohl für Pflanzorte als auch für die Sorten. Die Aussaat übernimmt ein zweiter Schwarm Drohnen. Diese Maschinen fliegen nur etwa zwei Meter über dem Boden. Sie schießen den Samen in biologisch abbaubaren Behältern in den Boden. Der mitgelieferte Dünger soll das Keimen und Anwachsen unterstützen.

BioCarbon Engineering zufolge kann eine Drohne 300 Behälter an Bord nehmen und damit 1 Hektar Fläche in 18 Minuten mit Samen versorgen. Die lokalen Kräfte aber werden weiterhin die Samen sammeln, die Kapseln befüllen und die Baumschößlinge pflegen. "Mangroven wachsen sehr schnell. Wir werden bereits in einem Jahr Ergebnisse sehen. Aber schon in sechs Monaten wissen wir, wie gut unser System funktioniert – und können unsere Technik anpassen", kündigte Fedorenko an. (inwu)