Daniel Suarez: Ideenreich und stereotyp

Mit "Bios" legt Daniel Suarez ein neues Science-Fiction-Werk vor. Er bedient sich üblicher Thriller-Elemente, verortet sie aber vor dem spannenden Hintergrund der Gentechnik.

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Spätestens mit seinem Drohnen-Thriller "Kill Decision" hat sich der ehemalige IT-Berater Daniel Suarez in die erste Liga zeitgenössischer Science-Fiction-Autoren hochgeschrieben. Mit seinem aktuellen Werk bestätigt er seinen Ruf, stets auf Augenhöhe mit der aktuellen Technik zu sein und sie zu radikalen, aber plausiblen Zukunftswelten weiterzuspinnen.

Hauptperson ist der Interpol-Agent Kenneth Durand, der im Jahr 2045 Jagd auf illegale Genlabore macht. Eines Tages wird er Opfer einer Attacke, die sein ganzes Erbgut umkrempelt und ihn optisch wie genetisch in einen gesuchten Gangsterboss verwandelt. Um sein altes Ich wiederzuerlangen, ist er auf die Gen-Mafia angewiesen, die er eigentlich bekämpfen soll – und wird gleichzeitig von seinen eigenen Leuten gejagt.

Als Thriller ist das Buch allenfalls Mittelmaß: Einsamer Held auf der Flucht, finstere Gangster im Hintergrund, Verfolgungsjagden, Versteckspiele und Schießereien – das Übliche. Weitaus interessanter hingegen ist die Welt, die Suarez entwirft. Hier hat die Gentechnik die Herrschaft übernommen: Hochgerüstete Banden scheffeln Geld mit illegalen Gen-Edits an Embryonen; Dinge werden nicht mehr hergestellt, sondern genetisch designt und wachsen dann von alleine in die richtige Form – etwa als Saft, der sich gleich mit beschrifteter Verpackung vom Baum pflücken lässt. Witzig sind auch viele Randaspekte: Billige AR-Brillen etwa pflastern die ganze Umgebung mit Werbung zu, die sich nur nach Zahlung einer Gebühr abschalten lässt; selbstfahrende Autos werden von Anhaltern gekapert, die deren defensiven Fahrstil ausnutzen; autonome Lufttaxis verlangen, einmal in der Luft, horrende Aufpreise für jede Streckenänderung. Die Fülle solcher Ideen macht es erträglich, dass die Handlung aus stereotypen Thriller-Versatzstücken zusammengestoppelt ist.

Daniel Suarez: Bios. Rororo, 544 Seiten, 12,99 Euro (E-Book: 10,99) (jle)