Busse unter der Schwelle

Den Städten steht der Autoverkehr bis zum Hals. Und was macht die Region Hannover? Sie stellt Buslinien ein.

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März 2018. Ganz Deutschland denkt über Alternativen zum Autoverkehr nach. Ganz Deutschland? Nein, eine kleine Ecke in Südostniedersachsen leistet Widerstand. Die Region Hannover will ein knappes Dutzend Buslinien im Umland einstellen und darüberhinaus die Fahrpläne weiterer Linien ausdünnen, wie die Hannoversche Allgemeine berichtet.

Hintergrund der Kürzung ist laut HAZ, dass die entsprechenden Linien zu schwach ausgelastet seien. Die Region will ihr eigenes Unternehmen Regiobus vor privater Konkurrenz schützen, indem es wirtschaftlicher werden und mit weniger Zuschüssen auskommen soll.

Natürlich nutzt es weder der Luft noch sonst jemandem, wenn leere Busse durch die Gegend fahren. Aber die zentrale Frage ist doch: Warum werden sie so schlecht angenommen?

Meine Vermutung: Die Qualität des ÖPNVs muss einen gewissen Schwellenwert erreichen, damit er als ernsthafte Alternative zum Auto in Betracht gezogen wird. Unterhalb dieser Schwelle etabliert sich das Auto als Default-Option. Selbst wenn dann und wann ein Bus zur richtigen Zeit in die richtige Richtung fahren würde – es kümmert keinen mehr.

Umgekehrt muss das nicht unbedingt bedeuten, dass durch mehr Fahrten die Auslastung noch geringer würde. Ich bin davon überzeugt, dass oberhalb der Schwelle die Auslastung wieder ansteigen würde – dann nämlich, wenn Menschen den ÖPNV mental als ernsthafte Alternative zum Auto abgespeichert haben.

Das Ganze kostet zunächst natürlich Geld. Die Frage ist nur: Muss sich der ÖPNV wirklich selbst tragen? Die ganzen kostenlosen Parkplätze in den Städten, die Gesundheits- und Umweltschäden des Autos werden schließlich auch von der gesamten Gesellschaft bezahlt, nicht von den Nutzern beziehungsweise Verursachern.

Ich will hier gar nicht für einen kostenlosen ÖPNV werben. Ich glaube, dass ein paar Euro fuffzich Menschen nicht davon abhalten, Bahnen und Busse zu nutzen, sondern dass sie vielen zu unpraktisch oder unbequem sind. Sollte sich also irgendwann mal die Erkenntnis durchsetzen, dass es sich volkswirtschaftlich lohnt, Geld in den öffentlichen Verkehr zu stecken, dann sollte es nicht in die Subventionierung von Tickets fließen, sondern in ein besseres Angebot.

(grh)