Telegram: Höchstes russisches Gericht ordnet Hilfe bei Entschlüsselung an

In Russland ist Telegram auch vor dem höchsten Gericht mit dem Versuch gescheitert, sich gegen eine Aufforderung des Inlandsgeheimdienstes FSB zu wehren, bei der Entschlüsselung zu helfen. Nun droht die Sperrung des Messengers.

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Telegram: Höchstes russisches Gericht ordnet Hilfe bei Entschlüsselung an

(Bild: LoboStudioHamburg)

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Der Chatdienst Telegram ist auch vor dem obersten russischen Gericht mit dem Versuch gescheitert, eine erzwungene Kooperation mit dem Inlandsgeheimdienst FSB abzuwehren. Wie die Nachrichtenagentur Tass meldet, bestätigte das Oberste Gericht der Russischen Föderation die Aufforderung an Telegram. Der FSB verlangt von den Betreibern Hilfe bei der Entschlüsselung von Chats in dem Messenger. Telegram bleiben nun 15 Tage, um der Aufforderung Folge zu leisten, sonst drohe die Sperrung, teilte die staatliche Regulierungsbehörde für Telekommunikation Roskomnadsor mit, schreibt die Deutsche Welle. Telegram-CEO Pawel Durow erklärte auf Twitter, die Sperrdrohung werde keine Früchte tragen, sein Dienst werde für Freiheit und Privatsphäre stehen.

Telegram war im Oktober 2017 zu einer Geldstrafe in Höhe von 800.000 Rubel (rund 12.000 Euro) verurteilt worden, weil es bei der Entschlüsselung von Kommunikation zwischen sechs Telefonnummern nicht helfen wollte. Der FSB war im Juli an den Dienst herangetreten und fordert Informationen, um die Nachrichten zwischen diesen Nutzern entschlüsseln zu können. Telegram hatte argumentiert, die Aufforderung des FSB verstoße gegen das Briefgeheimnis. Zuletzt hatte ein Anwalt des FSB vor dem Höchstgericht erklärt, diese Regelung gelte nicht für Messenger-Dienste. Damit konnte er offenbar das Gericht überzeugen.

Der Messenger bietet nur in den sogenannten "geheimen Chats" eine Ende-zu-Ende verschlüsselte Kommunikation an. Da diese "geheimen Chats" aber nur selten genutzt werden, ist eine Überwachung der ansonsten lediglich transportverschlüsselten Kommunikation durch Dritte, wie sie der FSB fordert, durchaus möglich. Konkurrenten wie WhatsApp oder Signal dagegen schützen ausnahmslos alle Chats über Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gegen fremde Einblicke und auch derartige Überwachung. Die einzig praktikable Möglichkeit für Dritte, hier aktiv mitzulesen wäre es, ein Gerät zu kontrollieren, das als Gerät des Benutzers registriert ist.

Insgesamt hat Telegram weltweit rund 200 Millionen Nutzer und ist vor allem im Iran beliebt. In jüngster Zeit gewinnt der Messenger aber mehr und mehr Fans etwa in der Spiele-Community, weil er mehr Möglichkeiten bietet, selbst intelligente Bots zu schreiben. So boomen etwa in der Pokémon-Go-Community smarte Telegram-Bots, die nach Vorgaben der Anwender gefilterte Monsterchen und Spiel-Ereignisse melden. Auch die bei WhatsApp auf 250 Nutzer beschränkte Größe von Gruppen treibt Nutzer immer öfter zu Konkurrenz-Angeboten wie Telegram.

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(mho)