Autonom oder nicht - Autos töten

Wer das erste unbeteiligte Verkehrsopfer für ein Argument gegen autonome Autos hält, zieht die falschen Konsequenzen.

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„Noch hat keiner die Kaltschnäuzigkeit, die Getötete offen mit anderen Verkehrstoten zu verrechnen, aber das Argument wird kommen“, schreibt Niklas Maak in der FAZ. Es geht um Elaine Herzberg, die vergangenen Sonntag beim Überqueren einer Straße von einem autonomen Uber-Auto getötet wurde. Angesichts eines tragischen Todesfalls wirkt es natürlich immer hartherzig, mit statistischen Fallzahlen zu kommen. Aber Kaltschnäuzigkeit hin, Kaltschnäuzigkeit her – das Argument wird dadurch nicht falscher. Wenige Verkehrstote zu haben ist besser als viele Verkehrstote zu haben.

Die entscheidende Frage ist also: Senken autonome Autos, wie von der Industrie versprochen, tatsächlich insgesamt die Zahl der Verkehrsopfer? Diese Frage kann nur durch „kaltschnäuzige“ Statistik beantwortet werden. Für eine belastbare Antwort ist es noch zu früh. Es gibt aber Indizien, die dafür sprechen. So geht aus den Daten der kalifornischen Verkehrsbehörde hervor, dass etwa die Autos der Google-Tochter Waymo 2017 im Schnitt 9000 Kilometer fahren können, ohne dass ein menschlicher Fahrer eingreifen muss. Das sagt natürlich noch nichts darüber aus, ob sie wirklich sicherer sind – schließlich könnte es auch bedeuten, dass selbst die besten autonomen Autos im Schnitt alle 9000 Kilometer einen mehr oder weniger schweren Unfall bauen. Aber es verdeutlicht, wie steil die Lernkurve ist.

Die Konsequenz aus dem Tod von Elaine Herzberg sollte deshalb nicht sein, den Sinn und Zweck automatisierter Autos in Frage zu stellen. Dass sie früher oder später einen unbeteiligten Verkehrsteilnehmer umbringen würden, war vornherein absehbar. Die angemessene Konsequenz wäre es, den Sinn und Zweck von Autos generell in Frage zu stellen. Solange es Autos gibt, wird es Verkehrstote geben – sei es direkt durch Unfälle, sei es indirekt durch Luftverschmutzung. Dies als gottgegeben hinzunehmen, das ist wirklich kaltschnäuzig.

(grh)