Achtmal Deutschland in der Zukunft

Wo geht's eigentlich hin? Die Initiative D2030 skizziert in "Deutschland neu denken" acht mögliche Zukünfte des Landes.

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Von
  • Anton Weste

Nicht immer nur Politik auf Sicht machen und bis zu den nächsten Wahlen denken. Das wünscht sich die Initiative D2030, ein Zusammenschluss von Zukunftsforschern und -interessierten. Mit Konferenzen und Online-Dialogen entwickelt sie mögliche Zukunftsbilder des Landes, grob ausgerichtet auf die Lage in zwölf Jahren. Die bisherigen Ergebnisse hat sie im Buch vorgestellt.

"Deutschland neu denken" präsentiert transparent die Arbeit des Projekts. Die Forscher haben 33 Schlüsselfaktoren für die Zukunft des Landes identifiziert, etwa die Wohlstandsentwicklung, die Generationenbeziehungen, die digitale Transformation der Wirtschaft, Deutschlands Rolle in Europa, die Mobilität, und so weiter.

Hieraus bastelten sie, je nachdem wie an den Reglern der Schlüsselfaktoren gedreht wurde, acht möglichst unterschiedliche Versionen von Deutschland im Jahr 2030. Das führt zwangsläufig zu Szenarien die wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher sind, manche befürchtet, manche erwünscht.

Da ist etwa die "Bewusste Abkopplung", ein deglobalisiertes Verzichtsszenario mit starker Bürgerbeteiligung in einer regionalisierten Demokratie. Reichlich konträr wirkt dazu das Szenario "Spaltung trotz wirtschaftlichem Erfolg", in dem Deutschlands Digitalisierung glückt. Aber beim ökonomischen Erfolg und der Orientierung auf klassischen Konsum bleiben große Teile der Gesellschaft auf der Strecke und rutschen ins digitale Preakariat ab. "Renaissance der Politik" beschreibt ein Szenario, in dem eine starke Politik einen "New New Deal" mit großer Umverteilung durchsetzt. Großkonzernen wird der Zahn gezogen, Nutzen statt Besitzen ist das neue Credo und das Wir-Gefühl wird gestärkt.

Die Szenarien sind kurz und manchmal zu schwammig charakterisiert. Anschaulich werden sie jeweils durch eine Kurzgeschichte, eine Rede oder einen Brief aus dieser Zukunft, die den Alltag schildert.

Das Projekt hat in Umfragen ermittelt, welche geschilderten Szenarien wahrscheinlich sind und welche gewünscht sind. Daraus ergeben sich Leitlinien und Maßnahmenbündel, die laut den Autoren nötig sind, um auch tatsächlich auf die richtige Zukunftsstraße zu kommen.

"Deutschland neu denken" bleibt weitgehend grob aufgelöst und will sich nicht in Details verhaken. Das Buch sieht Nachhaltigkeit, Gemeinschaftlichkeit, Weltoffenheit, eine frei entfaltete Digitalsierung und eine transparentere Politik und Mitbestimmung als wichtige Säulen für eine Wunschzukunft. Schon da kann man teils anderer Meinung sein. Es bietet erste Diskussionsgrundlagen für ein zukunftsorientiertes Handeln.

Klaus Burmeister, Alexander Fink, Beate Schulz-Montag, Karlheinz Steinmüller: Deutschland neu denken, 246 Seiten, Oekom, 24 Euro (eBook 18,99 Euro)

(anwe)