Widerstand gegen "Spieler-Lauschangriff"

Spieler protestieren netzweit gegen die Ausspähung von Systemdaten bei der Battle.net-Nutzung. Blizzard-Vertreiber Vivendi drängt auf Aufklärung.

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Von
  • Frank Willms

Unter Spielern von Diablo II, Warcraft II und Starcraft hat sich offener Protest gegen die Ausspäh-Ambitionen von Spielehersteller [www.blizzard.com Blizzard] organisiert. Wie bereits berichtet, behält sich Blizzard in den neuen Nutzungsbedingungen seines Spieleservers Battle.net das Ausspähen etlicher "nicht personenbezogener Daten" vor, darunter IDs von Festplatten sowie andere Daten des jeweiligen Computersystems. Die Websites Eurotux und Diabloitems haben sich in einer gemeinsamen Protestaktion zum Sprachrohr der verärgerten Battle.net-Nutzer gemacht. Sie haben nach eigener Auskunft bislang rund 2000 Unterschriften zum Schutz der Privatsphäre gesammelt.

Die Spionage-Ambitionen von Blizzard betreffen offenbar nicht nur Online-Nutzer des verbreiteten Rollenspiels Diablo II, sondern auch der übrigen auf dem Spielserver vertretenen Blizzard-Produkte. Das berichten Battle.net-Teilnehmer. Bei Starcraft, so Eurotux, werde der Nutzer sogar erst auf die neuen Bedingungen hingewiesen, wenn er sich auf Battle.net einen neuen Account erstelle. Die Spieler mit Alt-Accounts erfahren auf diese Weise nicht einmal, dass etwas geändert worden ist – sofern sie nicht die Neuigkeiten innerhalb der Spielerwelt verfolgen.

Für zusätzliche Unruhe hat eine Meldung auf der Sicherheits-Nachrichtensite "Security News Portal" gesorgt, der zufolge Battlenet-Logfiles bereits sehr weit reichende Spionageaktionen auf Spieler-PCs belegen. Danach werden unter anderem die komplette Registry, zuletzt geöffnete Dokumente, das Verzeichnis "Eigene Dateien", die Netzwerkumgebung sowie der Papierkorb ausgelesen. Die in den Logfiles aufgeführten Zugriffe offenbaren zahlreiche Details zur Konfiguration des PCs wie zum Beispiel Laufwerks- und Verzeichnisstrukturen oder die verwendete CPU. Eine Möglichkeit, die Übertragung dieser Daten während des Spiels auf Battle.net zu blockieren, gibt es nicht. Selbst Firewalls bieten keinen Schutz, da zum Spielen die entsprechenden Ports freigeschaltet werden müssen.

Wer als Liebhaber von Blizzard-Spielen die Geheimnisse seines PCs für sich behalten möchte, dem bleibt derzeit offenbar nichts anderes übrig, als auf Online-Sessions per Battle.net zu verzichten. Bleibt zu hoffen, dass Blizzard bald auf den wachsenden Druck reagiert und eine für jede Seite akzeptable Lösung erarbeitet. Derzeit wartet nicht nur die von den Initiatoren der Protestaktion hinzugezogene Datenschutzbehörde auf eine Stellungnahme von Blizzard -- auch der für den Vertrieb in Europa zuständige Medienkonzern Vivendi zeigte sich überrascht und drängt auf Aufklärung. Die amerikanische Spieleschmiede hat sich bislang weder zu den Vorwürfen der Spielergemeinde noch zu den juristischen Bedenken der deutschen Datenschützer geäußert. (Frank Willms)/ (psz)