Kommt die Widerspruchslösung bei Organspenden?

In diesem Jahr entschieden sich die Niederlande und Großbritannien für die Widerspruchslösung bei Organspenden. Auch in Deutschland möchten viele die Debatte neu führen.

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Von
  • Inge Wünnenberg

Unser Parlament befindet sich derzeit in der Sommerpause, während andernorts trotz Hitze schon wieder munter Politik betrieben wird. In Großbritannien zum Beispiel hat das Department of Health and Social Care gerade die Einführung eines neuen Zustimmungssystems für die Spende von Organen und Gewebe beschlossen. Aufgrund des auf der Insel vielerorts herrschenden Spendermangels soll künftig jeder als Organspender betrachtet werden, es sei denn die Person hat sich explizit gegen eine Spende ausgesprochen.

Ausgenommen von dieser Widerspruchslösung werden allerdings unter anderem Kinder unter 18 Jahren sein. Diese Vorgehensweise ist übrigens bereits in 18 euopäischen Ländern Praxis und erst zum Jahresbeginn auch in den Niederlanden eingeführt worden, wie im TR-Blog berichtet. In Belgien, das die Widerspruchslösung ebenfalls praktiziert, kamen 2017 dadurch 30,7 Spender auf eine Million Einwohner, während es in Deutschland zum Vergleich nur 9,3 postmortale Spender auf eine Million Einwohner gab. Vom Frühjahr 2020 an soll die Widerspruchslösung nun auch in Goßbritannien angewendet werden. Jackie Doyle-Price, Parlamentarische Staatssekretärin im britischen Gesundheitsministerium, hofft, dass durch die Änderungen künftig rund 700 Menschenleben jährlich mehr gerettet werden können.

Nun bleibt zu hoffen, all diese positiven Beispiele könnten auch Deutschland den Weg weisen. Erst im Juni war die Widerspruchslösung Thema auf der Gesundheitsministerkonferenz. Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), Gesundheitssenatorin in Hamburg, sprach sich etwa laut Webseite des Ärzteblatts dafür aus, eine "breite gesellschaftliche, politische, parlamentarische Debatte" darüber oder über eine verbindliche Entscheidungslösung zu führen.

An dem Thema ist nicht zuletzt auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dran, wie er in seinem Sommerinterview mit dem Ärzteblatt erklärte. Für den CDU-Politiker sind die fehlenden Organspenden zwar nur eine Baustelle unter vielen. Er kündigte aber für den Herbst ein Gesetzespaket zur Verbesserung der Rahmenbedingungen von Organspenden an. Vielleicht gehört die Widerspruchslösung dann ja überraschenderweise dazu.

(inwu)