Robodonien 2018: Kölns Roboter-Kunst-Festival feiert 10-jähriges Jubiläum

Feuerspeiende Drachen, ferngesteuerte Stahlpferde und zuckende Blitze aus Teslaspulen - Köln stand zum 10. Mal ein Wochenende lang unter Hochspannung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Robodonien 2018: Kölns Roboter-Kunst-Festival feiert 10-jähriges Jubiläum
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Heike Jurzik
Inhaltsverzeichnis

Am Rande des Kölner Stadtteils Ehrenfeld, zwischen Eisenbahntrassen und Nachtclubs, liegt ein Ort namens Odonien. Hier wuchern wilde Pflanzen zwischen skurrilen Metallskulpturen, hier trifft Industriekultur auf Improvisationskunst. Das Freiluftatelier des Künstlers Odo Rumpf ist der perfekte Ort für ein Roboter-Kunst-Festival, und so wurde vom 14. bis 16. September 2018 Odonien erneut zu Robodonien. Internationale Künstler und zahlreiche Besucher von Nah und Fern feierten zusammen mit Maschinenwesen eine ausgelassene Party.

"Es ist wie ein Familientreffen", freut sich Eddie Egal vom "Büro für brenzlige Angelegenheiten". "Die meisten der Künstler kenne ich schon 10 Jahre oder länger." Der Pyromantiker, wie er sich selbst nennt, hat einen zischenden Feuerbrunnen sowie ein brennendes Herz aufgebaut, aber auch auf dem Rest des Geländes ist für allerlei heiße Acts und Feuerzauber gesorgt.

Auch der Drache, den Paka Johnson mitgebracht hat, spuckt Flammen – glücklicherweise thront dieser ein paar Meter über dem Festivalgelände und ist damit weit genug von den Besuchern entfernt. Mitten ins Publikum fährt hingegen sein ferngesteuertes Pferd. Die Hydraulik zischt und die Rollen quietschen, als der Metallgaul sich nähert. Die meisten haben keine Berührungsängste, es gibt aber durchaus verschreckte Rufe, als das Robotertier wiehert und mit dem Schweif schlägt.

Gejohle auch am Rande des Geländes: Hier gibt eine Mülltonne wieder von sich, was Besucher hineingeworfen haben. Vor allem die kleinsten Gäste haben sichtlichen Spaß an der Tonne, die keinen Unrat schlucken will. Robodonien hat einiges für die Jüngeren zu bieten: Workshops, selbst-gesprühte T-Shirts und natürlich das Pommesschießen. Bei den niederländischen Frietcowboys ballern Groß und Klein fertig gekochte Knollen mit einer Luft-Kartoffel-Knarre auf ein Gitter, das aus Klaviersaiten gespannt ist. Hier muss jeder das essen, was er erschossen hat.

Wer lieber etwas Süßes möchte, steht Schlange beim "Crêpe AUToMaAT". Laura Pirard und Charli Maisonabe schaben Pfannkuchen von zwei heißen, rotierenden Zylindern. Die beiden Belgier sind zum ersten Mal dabei. "Naja, ein richtiger Automat ist es noch nicht, denn wir müssen den Teig noch selbst reingießen und abkratzen", schmunzelt Pirard. "Aber wir entwickeln die Maschine ständig weiter."

Das permanente Weiterentwickeln gehört zu Robodonien dazu. Die meisten Künstler reisen in eigenen Trucks an und kommen ein paar Tage früher, um sich auszutauschen und an ihren Werken zu arbeiten. Alles ist herrlich improvisiert, und im kreativen Chaos entstehen tolle neue Ideen. Robodonien scheint ein selbst-regulierendes System zu sein.

Roboter-Kunst-Festival in Köln: Robodonien 2018 (8 Bilder)

Bitte anstellen: Odonien ist selbsternannter Freistaat für Kunst und Kultur. Während des Roboter-Kunst-Festivals bietet er Mensch und Maschinen eine Bühne.

Was auf die Ohren gibt es bei den zahlreichen Liveacts. Ob bei der "Blues-O-Matic Experience" der französischen Künstlergruppe Le Piston Errant, wo eine menschliche Band zusammen mit Klangmaschinen und Effektgeräten auftritt, oder Kolja Kuglers "The One Love Machine Band", in der pneumatisch betriebene Roboter auf echten Instrumenten jammen und von zwitschernden Metallvögelchen begleitet werden – das Publikum swingt begeistert mit. Dass Kolja die Bandmitglieder oder Instrumente ab und zu neu justieren muss, tut dem Spaß keinen Abbruch. "Wenn Teile der Musiker ins Publikum fliegen, werft sie bitte zurück!" ruft er von der Bühne und turnt dabei zwischen den blechernen Spielmännern herum.

Ordentlich Bewegung verschaffen sich auch die aus Industrieabfällen gefertigten animierten Roboter von Giles Walker. Die "Pole dancing Robots" tragen eine CCTV-Kamera anstelle eines Kopfes und tanzen computergesteuert zur Musik an Stangen. Der britische Künstler, der zum ersten Mal bei Robodonien gastiert, hat seine Roboter schon im Londoner Science Museum und bei der Technikmesse CES in Las Vegas ausgestellt.