Hochstapler als Energiespeicher

Ein Schweizer Startup hat ein genial einfaches System zur Energiespeicherung entwickelt. Warum ist so etwas hier nicht möglich?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Warum umständlich, wenn es auch einfach geht: Das Schweizer Startup Energy Vault will Betonblöcke aufeinander stapeln, um Energie zu speichern. Nein, das ist kein Scherz, sondern eine Idee, die in ihrer Eleganz an bisschen an das Ei des Kolumbus erinnert: Die Schweizer wollen Speicherkraftwerke bauen, die im wesentlichen aus einem speziellen Kran und einem Haufen Gewichte – zum Beispiel aus Bauschutt – bestehen.

Ein Kunde, der überflüssigen Strom – zum Beispiel aus Windmühlen – speichern will, treibt damit den Kran an. Der stapelt die Gewichte in Form von potenzieller Energie. Beim wieder ablassen der Gewichte muss man nur den Motor des Krans als Generator laufen lassen – und schon hat man wieder Strom. Ein Speicherkraftwerk soll bis zu 40 Megawattstunden Energie speichern und für rund zehn Millionen Euro zu haben sein – die Kosten sollen laut Energie Vault nur halb so groß sein wie bei anderen Speicherlösungen. Anders als bei Batterien hat man hier auch kein Problem mit der Zyklenfestigkeit – außer vielleicht bei den Stahlseilen des Krans, aber die sind nicht so teuer.

Natürlich gibt es auch bei diesem Verfahren Verluste. Außerdem ist die Idee bei näherem Hinsehen doch nicht ganz so simpel wie sie zunächst aussieht: Die Schweizer Handelszeitung etwa berichtet, die Entwickler würden noch an der Steuerung für den Kran arbeiten, denn das Ziel sei, beim Stapeln möglichst wenig Pendelbewegung zu erzeugen.

Anders als ähnlich visionäre Ideen wie Pumpspeicherkraftwerke in ehemaligen Bergwerken oder aufschwimmende, künstliche Tafelberge hat dieses Konzept aber tatsächlich Aussicht auf Realisierung. Seit Bill Gates einen kurzen Bericht über das Unternehmen bei Quartz gelesen und gleich mal einen begeisterten Tweet losgelassen hat, können sich die Schweizer nicht über zuwenig Aufmerksamkeit potenzieller Investoren beschweren.

Hier in Deutschland räumt die Polizei unterdessen den Hambacher Forst – mit Hebebühnen – um RWE den Weg frei zu machen, noch mehr Braunkohle aus der Erde zu kratzen. Was für eine Energieverschwendung.

(wst)