Kolumne: Photokina – der Monatsrückblick September

September ist Photokina-Zeit: Andreas Kesberger kämpfte diesmal mit schlechtem Frühstück und dem Sinn der Messe.

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Kolumne: Photokina – der Monatsrückblick

(Bild: Andreas Kesberger)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Kesberger

Es war wieder Photokina. Die Kölner Hoteliers hatten aber noch nicht mitgekriegt, dass die Messe immer kleiner wird und sich gerade sehr bemüht, nicht mehr Weltmesse des Bildes zu sein. Entsprechend gab es für 100 Euro Waschecken, Dusche und WC auf dem Flur, Handtücher auf Nachfrage und löslichen Kaffee zum Frühstück.

Der geheimnisvolle japanische Hobby Tod – ein Zeichen auf der Photokina

(Bild: Andreas Kesberger)

Egal, wir sind ja nicht für das Frühstück nach Köln gekommen. Sondern zur Photokina. Ein Monatsrückblick im September kann sich nur mit der Messe beschäftigen. Wenn auch zum letzten Mal. Nächstes Jahr gibt es die Kolumne schon im Mai. Wenn es die Messe dann überhaupt noch gibt. Aber das wird schon. Nur halt wieder kleiner. Zum Glück haben die Hersteller diesmal alles getan, der Veranstaltung ihre einstige Wichtigkeit wieder einzuhauchen. Jahrelang gab es die Neuheiten vorher häppchenweise, so dass zum Messestart im Onlinezeitalter alles bekannt war und sich die Besucher nur noch wunderten, nichts neues mehr zu entdecken. Diesmal preschten nur Nikon und Canon verständlicherweise vor – sie haben sich ja jahrelang Zeit gelassen - und die anderen brannten ihr Vollformat- und Mittelformat-Feuerwerk erst am Tag vor der Eröffnung ab. Zeiss nutzte sogar die Chance, selbst keinen Stand zu haben, um erst am zweiten Messeabend seine erste Digitalkamera vorzustellen. Da war dann die Aufmerksamkeit sicher. Mit Stand hätte man das Ding schon sofort zeigen müssen. Und bis die Schwaben nächstes Jahr wieder mit einem Stand dabei sind, ist die Kamera dann richtig fertig. Vielleicht lassen wir das mit der Messe in Zukunft ganz und treffen uns nur eine Woche um Pressekonferenzen abzuhalten.

Höchste Eisenbahn und schräge Farben auf Wunsch - fotografiert mit der neuen Fuji SQ-20.

(Bild: Andreas Kesberger)

Die große Schlacht im 50 Megapixel-Tümpel ist beeindruckend, aber dadurch drohen die vielen kleinen Neuheiten endgültig unterzugehen, für die man sich dann doch die Hacken ablaufen muss. Fuji zeigt mit der SQ-20 eine neue Sofortbildkamera, die es bis jetzt nicht einmal zur Pressemitteilung auf der deutschen Fuji-Webseite geschafft hat, auch wenn von ihr bestimmt deutlich mehr Kameras verkauft werden als von der grandiosen Mittelformatkamera GFX-50R. Und ein neues haltbareres Farbpapier gab es auch zu sehen. Nur Niemanden der etwas dazu sagen konnte. Gefunden habe ich es auch nur, weil Whitewall damit Werbung macht. Dann sind die Hersteller vielleicht doch selbst dran schuld, wenn sie mit ihren Neuheiten nicht durchdringen. Am lustigsten war sowieso der Versuch bei einem der größten Inkjetproduzenten Europas herauszufinden, was denn das „New“ auf der Papierpackung bedeutet, das da seit dem Sommer prangt. Hmh. Nach dem dritten Ansprechpartner haben wir dann alle zusammen aufgegeben. Bestimmt irgendwas mit Kratzfestigkeit und so. Na in acht Monaten ist ja wieder Photokina. Bis dahin wird es sich klären lassen. Nur New steht dann nicht mehr drauf.

Aber geht es darum überhaupt? Gerade ist "Art Week" in Berlin und nun eröffnet der "Europäische Monat der Fotografie" mit 120 Ausstellungsorten. Produziert wird gerade wie verrückt in der Stadt. Kamera egal. Wichtig ist an der Wand. Und auch in Köln sollte mal jemand nachrechnen, ob die "Internationale Photoszene Köln" mit ihren Ausstellungen nicht längst mehr Quadratmeter bespielt als die Photokina. Und was gab es noch im September? Kodak liefert endlich den Ektachrome Diafilm wieder aus. Die Zukunft hat begonnen. (ssi)