Tablet auf der Rolle

Wissenschaftler haben den Prototypen eines neuartigen Touchscreengeräts vorgestellt, das ganz neue Nutzungsmöglichkeiten bietet.

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Tablet zum Aufrollen

(Bild: Queen’s University)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Von Handys oder Tablets mit wirklich flexiblem, biegbaren Bildschirm ist seit Jahren die Rede. Aber bisher ist noch kein entsprechendes Gerät auf den Markt gekommen. Das Human Media Lab der kanadischen Queen's University in Kingston im Bundesstaat Ontario hat nun allerdings einen Prototyp entwickelt, der in diese Richtung weist.

Das Team um Dr. Roel Vertegaal, der sich seit Jahren mit biegsamen Displays auseinandersetzt, demonstriert mit seinem Modell, wie die Touchscreen-Technik künftig aussehen könnte: Den hochauflösenden OLED-Bildschirm des 7,5-Zoll-Geräts namens MagicScroll ("magische Schriftrolle") haben die Forscher aus LG-Smartphones des Typs Flex ausgebaut.

Flexible Bildschirme erlauben ganz neue Bedienoberflächen.

(Bild: Queen's University)

Die Rechentechnik selbst steckt in einem Zylinder aus dem 3D-Drucker, um den der flexible Bildschirm gewickelt wird. Zur Verwendung des Geräts wird das Display selbst ausgerollt, damit die volle Fläche zur Verfügung steht. Alternativ lässt sich der Bildschirm auch in aufgerolltem Zustand verwenden, dafür kann man es an den seitlich angebrachten Rädern drehen. So lässt sich etwa durch die Facebook- und Instagram-Zeitleisten scrollen.

Das Entwicklerteam hält seinen Prototyp erst für den Anfang. Es seien deutlich kompaktere Geräte denkbar, die am Ende nicht mehr Platz einnähmen als ein Stift, den man in seiner Hemdtasche trägt. Mit der Technik gebaute Smartphones wären so viel kompakter, lieferten aber eine gewohnt große Bildschirmfläche. Aktuell werden Handys – beispielsweise Apples brandneues iPhone XS Max – eher wieder größer als kompakter, sogenannte Phablets bestimmen den Markt. Die Geräte sind für kleinere Hände eher ungeeignet und beulen Hosen- und Jackentaschen aus.

Das Display ist berührungsempfindlich.

(Bild: Queen's University)

In den MagicScroll-Prototyp wurden bereits Zusatzfunktionen integriert, darunter eine Kamera und ein Beschleunigungssensor. Eine gestenbasierte Steuerung, wie man sie etwas von Nintendos Wii-Controllern kennt, ist mit MagicScroll ebenfalls denkbar und beispielsweise für Spiele nutzbar.

Vertegaal und seine Forschergruppe an der Queen's University rennen mit ihrem Vorschlag bei den Smartphone-Konzernen offene Türen ein. So hat etwa Samsung im Sommer angekündigt, dass man am baldigen Erscheinen eines faltbaren, flexiblen und biegsamen Handy arbeite. Das sogenannte Galaxy X könnte noch 2018 erstmals gezeigt werden, wird aber nicht mehr vor dem nächsten Jahr auf den Markt kommen. Dabei soll die Preisgestaltung eher der eines Notebooks oder High-End-Tablets entsprechend denn eines Standardtelefons.

Auch aufgerollt funktioniert die MagicScroll.

(Bild: Queen's University)

Details zum Galaxy X sind allerdings nur wenige durchgesickert. Immerhin hat Samsung in der Produktion von OLED-Bildschirmen – etwa für Apples iPhone X – seit Jahren Erfahrung und arbeitete bei früheren Galaxy-Modellen bereits mit abgerundeten Displays. Flexibel waren die aber noch nicht. Auch von Apple sind unterdessen Patentanträge bekannt, die biegsame Bildschirme zeigen. Zu Forschungen macht der Konzern aber prinzipiell keine Angaben.

(bsc)