Meadow-Projekt bringt .NET Standard für Microcontroller

Die Firma hinter Netduino entwickelt eine neue Ausführungsumgebung für .NET Standard 2.0 im Embedded-Umfeld.

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Meadow-Projekt bringt .NET Standard für Microcontroller
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tam Hanna

Nachdem Java im Embedded-Bereich dank MicroEJ zunehmend Verbreitung findet, folgt nun eine Reaktion aus der Microsoft-Welt: In nicht allzu ferner Zukunft soll .NET Standard am Microcontroller zur Verfügung stehen. Der aus Xamarin-Kreisen bekannte Bryan Costanich kaufte die Rechte an der Netduino-Familie im Jahr 2017 von Secret Labs, und stabilisierte Preise und Lieferketten. Da Microsoft nur noch wenig Aufwand in .NET Micro investiert, entwickelt Costanich mit Meadow eine neue Ausführungsumgebung.

Als Basis dient dabei .NET Standard 2.0, erweitert um diverse Hardware-Zugriffsbibliotheken und ausgestattet mit einer optionalen Cloud-Upgrade-Option. Noch ist unklar, ob Costanich sich hierbei an der Netduino- oder an der Windows-10-IoT-API orientiert. Das folgende Codebeispiel legt jedenfalls eine Nähe zum Netduino nahe:

var tempSensor = new AnalogTemperatureSensor(Pins.D1);
var lcd = new Lcd2004();
temp.NotificationThreshold = 0.5f;
temp.TemperatureChanged += (s,e) => {
lcd.WriteLine(
"Temp: " + e.Temperature.ToString("n1"), 0);
}

In der Meadow-Ankündigungs-Mail verspricht Costanich, dass im Laufe von weniger als einem Monat ein Kickstarter-Projekt für eine erste Evaluations-Platine erfolgt – in Serie sollen die Kosten für die Integration eines Moduls samt Microcontroller bei etwa fünf US-Dollar liegen.

Netduino ist seit jeher mit STM verbandelt, und auf der Website zeigt das Unternehmen eine Skizze, die auf das Weiterleben dieser Beziehung hindeutet.

STMicroelectronics bleibt am Ball.

(Bild: Wilderness Labs)

Dank der großen Verbreitung des STM32F7 dürften sich problemlos beim Skalieren eines Designs Personen finden, die das Modul in speziell designte Schaltungen einbringen. Auch wenn Wilderness Labs preiswerte fertige Module im Raspberry-Pi-Stil anbietet, sind für große Massen dedizierte Leiterplatten deutlich günstiger. Hinsichtlich des Speicherbedarfs nennt die Website des Unternehmens 18 MByte RAM und 32 MByte Flash. Daraus folgt, dass zwingend sowohl externes RAM als auch Flash vorhanden sind.

Die Geschichte von .NET im Embedded-Bereich ist lang und bitter: die Gadgeteer-Plattform nahm die Fahrt auf, weshalb GHI irgendwann die Unterstützung einstellte. Der zweite Verwender des .NET-Microframeworks war mit Secret Labs der Anbieter der Netduino-Plattform, der im Rahmen des Fiaskos um die Agent Smartwatch viel Vertrauen verspielte.

Bryan Costanich hat dank seiner Karriere bei Xamarin einen Ruf zu verteidigen: Gelingt das Crowdfunding, muss die Auslieferung des finalen Produkts erfolgen. Aufgrund der weiten Verbreitung von .NET im Desktopbereich ist von ausreichendem Kundeninteresse auszugehen. Dabei steht weniger die Echtzeitfähigkeit als das Wiederverwerten von Code im Zentrum des Interesses. (rme)