Smarter Spiegel: der Jungbrunnen

Sehr schmeichelhaft ist das, aber bestenfalls in der Größenordnung richtig. Panasonic hat einen smarten Spiegel im Rahmen einer Ausstellung zum 100. Geburtstag gezeigt, um zu demonstrieren, wie weit die eigene Kameratechnik ist – und wie man die Technik in einem smarten Haus nutzen könnte. Hinter dem Spiegel steckt eine ganz gewöhnliche Webcam, die nicht einmal eine besonders hohe Auflösung haben soll. Der Rest ist Software – meist funktioniert so etwas auf der Basis von Deep Learning. In meinem Fall versagt die KI allerdings ein bisschen und macht micht radikal jünger.

Zugegeben, die Bedingungen waren vielleicht ein bisschen ungünstig: Abgedunkelte Messehalle, flackernde Video-Projektionen, viele Menschen, viel Bewegung. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mit der Kamera direkt auf den Spiegel halte und das Infrarot vom Autofokus-Hilfslicht den Sensor blendet.

Dennoch hat mich das Ergebnis ein bisschen ins Grübeln gebracht: Weil immer mehr spezialisierte KI-Chips auf den Markt kommen, wird zwangsläufig auch immer mehr "Intelligenz" in die Geräte wandern: Gesichts- und Gestenerkennung, Analyse von Geschlecht und Alter, Herzschlag und Körpertemperatur werden wahrscheinlich schon bald ganz selbstverständlich ständig von jedem Smartphone analysiert, in dessen Kamera-Blickfeld wir geraten – ganz einfach weil es möglich ist, und die Info vielleicht irgendwann von irgendeiner App gebraucht wird.

Mal ganz abgesehen davon, dass das die Datenschutz-Problematik noch einmal erheblich verschärfen dürfte, frage ich mich, wie dabei Fehler abgefangen werden. Für jeden Menschen ist klar ersichtlich, dass ich nicht mehr 25 bin, aber was weiß die Shopping-Analyse schon? Und wird das Sicherheitsystem meiner Wohnung Alarm schlagen, weil die Smart-Home-Plattform nicht weiß, was dieser Jugendliche in meinem Wohnzimmer zu suchen hat?

Der Microsoft Age Detector hält mich übrigens für 60. Und schon bin ich wieder runter auf dem Boden.

(wst)