Sony A7R III vs. Canon EOS R und Nikon Z7

Canons EOS R und Nikons Z7 rütteln am Thron der Spiegellos-Königin Sony A7R III. Muss die sich ernsthaft sorgen?

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Mächtige Spiegellose: Sony A7R III gegen Canon EOS R und Nikon Z7
Lesezeit: 20 Min.
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Spiegellos, Vollformat und mit hoher Auflösung? Die Sony A7R III war bisher alternativlos, weil sie konkurrenzlos war. Jahrelang. Sony konnte Erfahrungen sammeln, die Kamera über drei Generationen verbessern und das E-Mount-System zu einer beachtlichen Größe aufbauen – scheinbar ungestört. Doch Canon und Nikon haben an Antworten für Sony gearbeitet. Und die sollten es in sich haben.

c't Fotografie 2/24

Den Anfang machte Nikon mit seiner Z-Serie, bestehend aus den spiegellosen Vollformatkameras Z6 und Z7. Die Z6 richtet sich als "Einsteiger" an ambitionierte Hobbyfotografen, die bei der Bildqualität keinen Kompromiss eingehen wollen. Mit ihrem 24-Megapixel-Sensor ist sie mit Objektiv (Nikkor Z 24-70mm 1:4 S) für unter 3000 Euro zu haben. Sie bewegt sich auf Augenhöhe zu Sonys A7 (III), die im Kit für etwa 2500 Euro nach Hause kommt. Professionelle Fotografen, die mit höherer Auflösung arbeiten müssen, will Nikon mit seiner Z7 überzeugen. Wie die A7R III kommt sie auf eine Auflösung von über 40 Megapixel. Verstecken können die Z-Spiegellosen ihre Ähnlichkeit zu den Alpha-Tierchen nicht, dafür teilen sie zu viele technische Daten wie etwa die sensorbasierte 5-Achsen-Bildstabilisierung. Bei seinen Spiegelreflexmodellen setzt Nikon nach wie vor auf eine objektivseitige Bildstabilisierung (VR).

Canons EOS R hebt sich da wesentlich deutlicher von der Sony-Konkurrenz ab und bleibt der eigenen Technik weitestgehend treu. Der Hersteller verzichtet auf eine gehäuseinterne Bildstabilisierung ebenso wie auf den Mehr-Modelle-Weg à la Sony – zumindest vorerst. Die EOS R ist eine Einzelkämpferin, die sich an der Spiegelreflex-Schwester EOS 5D Mark IV orientiert – einem soliden Arbeitspferd. Ihr Vollformatchip hat eine Auflösung von 30 Megapixel und beherrscht die Dual-Pixel-Technik. Dabei handelt es sich im Prinzip um eine sensorbasierte Phasenerkennung für den Autofokus. Auf bis zu unglaubliche 5655 AF-Punkte soll der Sensor es so insgesamt bringen, damit bootet die EOS R Sonys spiegellose Vollformatfamilie zumindest auf dem Papier aus. Mit einem Preis von knapp 2500 Euro ist sie deutlich günstiger als die Nikon Z7 und die Sony A7R III – sogar günstiger als die EOS 5 D Mark IV

Tatsächlich sind die Nikon Z-Kameras und die Canon EOS R keine Überraschungen. Sie bieten den aktuellen Stand der Technik. Sony muss angesichts dessen nicht mit den Knien schlottern – eigentlich. Nikon und Canon haben aber zwei entscheidende Vorteile. Erstens: Ihre Namen stehen für fotografische Expertise, ihre Kameras für Verlässlichkeit. Sie haben Tradition. Und so ergibt sich zweitens: Ihre Spiegellosen sollen sich mithilfe von Adaptern in ein riesiges System mit bewährten Objektiven einbinden lassen. Dass es zum Marktstart der „CaNi-Spiegellosen“ nur wenige eigene Optiken geben wird, sollen Käufer so gut verschmerzen können.

Sony kann da nicht ganz mithalten, steht aber auch nicht schlecht da. Immerhin hat der Hersteller seine Vollformat-E-Mount-Familie in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 25 Objektive anwachsen lassen. Dazu kommen Autofokus- sowie Manuell-Fokus-Optiken von Zeiss. Auch Sigma und Tamron liefern mittlerweile zu.

Sony bietet außerdem einen Adapter für die A-Mount-Objektive seiner SLT-Kameras an. Dass der Hersteller an diesem System aber nur noch wenig Interesse hat, machte er auf der Photokina 2018 mehr als deutlich. In der vorgestellten Zukunftsvision gab es kein Wort zu A-Mount – alle Kraft ins E-Mount.

Zwei Systeme will der Hersteller künftig wohl nicht parallel pflegen. Daraus ergibt sich eine interessante Zukunftsperspektive. Angesichts der weiter schrumpfenden Verkaufszahlen und Umsätze dürfte dieser Schritt anderen Herstellern ein Vorbild sein – oder zumindest eine Inspiration. Die aktuellen Marktzahlen zeigen tatsächlich nur noch für die Spiegellosen und für Premiumprodukte auf Wachstum, wenn auch auf ein moderates.

Ausblick: Spiegellose Systemkameras professionalisieren sich weiter. Fujifilm setzt hier bereits auf einen Mittelformat-Chip. Panasonic will 2019 ebenfalls hochauflösendes Vollformat liefern. Bild: Panasonic

Andere Hersteller bringen sich gerade erst in Stellung. Zukunft ist nicht absehbar. Die L-Mount-Alliance um Leica, Panasonic und Sigma hat zur Photokina verkündet, sich mit geballter Kraft dem L-Bajonett zu verpflichten. Leica führte es bereits mit seinen spiegellosen Systemkameras T(L) und SL ein. Es bedient ähnlich wie Sonys E-Mount zwei Sensorgrößen: APS-C und Vollformat. Leica steuert Geräte im gehobenen Premiumbereich bei und dürfte damit kaum bei der Käuferschaft von Canon EOS R, Nikon Z oder Sony A7 fischen.

Ganz anders sieht das bei Panasonic aus. Bisher setzte der Hersteller voll und ganz auf das Micro-Four-Thirds-System (MFT), das er gemeinsam mit Olympus vor zehn Jahren einführte. Im Frühjahr 2019 sollen ihm nun die spiegellosen Vollformatkameras der Lumix-S-Familie neue Marktbereiche erschließen. Auch Panasonic orientiert sich dabei an Sonys „Mehr-Kameras-Strategie“. Die S1 soll mit ihrem 24-Megapixel-Sensor den Einstieg in das System ermöglichen. Die S1R könnte mit ihrer 47-Megapixel-Auflösung auch professionelle Fotografen zu Panasonic ziehen. Mit Sigma hat das L-Bajonett außerdem einen mächtigen Objektivlieferanten, der ebenfalls im Frühjahr 2019 eigene L-Mount-Optiken anbieten will und später auch eine Kamera.

2019 werden damit so viele Hersteller im Vollformat aktiv sein wie noch nie. Es scheint gerade so, als ob sich die Hersteller auf ihrer Flucht vor schrumpfenden Absätzen nach oben flüchten. Die stärkere Konkurrenzsituation nehmen sie in Kauf. Für uns Fotografen kann das zunächst einmal nicht schlecht sein, denn dann müssen sich die einzelnen Hersteller deutlich stärker ins Zeug legen – mit fallenden Preisen, besseren Features und besserem Service. Dass das alle durchhalten, bleibt zu bezweifeln. Ganz sicher werden bei diesem Gerangel ein paar Systeme auf der Strecke bleiben. Dass das auch einmal schnell gehen kann, bewies Samsungs plötzliche Abkehr von seinen NX-Spiegellosen. Und auch Nikon hat sich bereits von einem spiegellosen System verabschiedet.

Übrigens: Wo uns die Flucht nach oben perspektivisch noch hinführen könnte, hat Fujifilm auf der Photokina gezeigt. Mit der GFX 50R will der Hersteller schon Ende des Jahres eine äußerst kompakte spiegellose Mittelformatkamera mit einer Auflösung von 50 Megapixeln anbieten. Mit einem Preis von 4500 Euro ist sie gar nicht mehr weit entfernt von den Preisen für das spiegellose Vollformat.

Bis es aber soweit ist, eröffnen wir zunächst den Wettstreit der Sony A7R III mit der Nikon Z7 und der Canon EOS R.