Apple-Chef: Sammlung von Nutzerdaten bedroht Meinungsfreiheit

Tim Cook hat Kritik am Datenhunger von Konkurrenten wie Google und Facebook verstärkt, das könne zu Selbstzensur und Manipulation führen.

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Apple - Tim Cook

Apple-Chef Tim Cook.

(Bild: dpa, Tobias Hase)

Lesezeit: 3 Min.

Die ausufernde Sammlung von Nutzerdaten im Internet könnte die Meinungsfreiheit beeinträchtigen, fürchtet Apple-Chef Tim Cook: "Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Alles, was Menschen sagen oder denken, wird gesendet, analysiert, gespeichert", erklärte Cook in einem Interview des Magazins Focus. "Würden die Menschen aus Furcht vor Konsequenzen aufhören, ihre Meinung zu sagen?"

Der Spitzen-Manager sieht auch eine Gefahr in einem möglichen Missbrauch der Daten und eine Spaltung der Gesellschaft. Länder wie die USA oder Deutschland seien zwar so stark, dass niemand ihnen von außen existenziellen Schaden zufügen könne. "Was mir Sorgen bereitet, ist, dass es mit einer Schatztruhe voller Daten möglich ist, die Menschen auf eine Art und Weise zu manipulieren, dass sie irgendwann aufeinander losgehen", erläuterte der Apple-Chef.

Cook bekräftigte auch seine Bewunderung für die im vergangenen Mai in Kraft getretene Datenschutz-Grundverordnung in der Europäischen Union. "Die EU-DSGVO ist ein unglaubliches Fundament, auf das wir alle aufbauen sollten", sagte er.

"Amerika wird ebenfalls eine solche Regulierung bekommen", zeigte sich Cook überzeugt. Auch in einem anderen Punkt pflichtete er deutschen Politikern bei: "Ich halte die Hoheit über die Infrastruktur des Industriestandorts Deutschland für lebensnotwendig, da darf man keine Risiken eingehen." Das gelte auch für die Chip-Produktion.

Cook betont schon seit Jahren, dass Apple die Privatesphäre seiner Nutzer schützen wolle und betont den Unterschied zu anderen Tech-Konzernen wie Facebook und Google. Vor einigen Wochen warnte der Apple-Chef in Brüssel von einem "datengetrieben-industriellen Komplex" – in offensichtlicher Anlehnung an den Begriff vom militärisch-industriellen Komplex. Riesige Datensammlungen und das Erstellen von detaillierten Nutzerprofilen führe letztlich in die Überwachung.

Das handelte Cook allerdings den Vorwurf der Scheinheiligkeit ein: Schließlich habe er kein Problem damit, von Google Milliarden dafür zu kassieren, dass der Internet-Konzern die voreingestellte Suchmaschine auf Apples Geräten stellt. "Da Google die beste Suchfunktion bietet, ist Google in diesem Feld der beste Partner", so Cook. Außerdem betont Apple, dass man etwa im hauseigenen Safari-Browser den Nutzern mehr Kontrolle über das Teilen von Daten gebe.

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(Mit Material der dpa) / (lbe)