Es wird böse enden

Die zehn am meisten diskutierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Jahres 2018 verraten eine Menge über den Zeitgeist.

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Die Welt ist für Sie ein grauer Ort, der eher früher als später komplett den Bach runter gehen wird? Sie halten Ihre Mitmenschen für gedankenlose Deppen, nervige Egomanen und gewissenlose Betrüger? Dann habe ich einen guten Rat für Sie: Werden Sie Wissenschaftler. Malen Sie die Welt in den schwärzesten Farben, zählen und messen Sie genüsslich jedes zerstörerische Detail.Halten Sie der Öffentlichkeit den Spiegel vor Augen. Sie werden Beachtung finden. Mit Sicherheit!

Kein Scherz. Das Online-Magazin Slate berichtet über die zehn wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die 2018 "am meisten diskutiert" wurden, und alle zehn Artikel handeln von Katastrophen, Tod, Krankheit und anderen düsteren Gegebenheiten.

Normalerweise interessiert Wissenschaftler ja nur, wie oft ihre Artikel von anderen Wissenschaftlern gelesen und zitiert werden. Das Unternehmen Altmetrics ermittelt jedoch auch, wie viel Aufmerksamkeit wissenschaftliche Veröffentlichungen in der Öffentlichkeit erfahren - beispielsweise in den Medien, in sozialen Netzen, aber auch in politischen Debatten. Die Liste, die 100 Einträge umfasst, spiegelt also in gewisser Weise den Zeitgeist wieder.

Und der hat offenbar ein recht morbides Interesse entwickelt. Auf Platz eins der Liste steht beispielsweise ein Artikel über die die Sterberate in Puerto Rico nach dem Hurricane Maria 2017. Nicht weniger düster aber auch: Eine Studie nach der sich der große Müllstrudel im Pazifik weiter wächst, oder das Paper in dem beschrieben wird, wie viele Arten der Mensch bereits ausgerottet hat. Wer sich nach all diesen Negativ-Nachrichten einen kräftigen Schluck genehmigen will, sollte vielleicht vorher die Meta-Studie über die gesundheitschädlichen Auswirkungen von Alkohol lesen, deren Fazit ist, dass es eine "gesunde Dosis" Alkohol schlicht nicht gibt.

Sie sehen, es gibt viele düstere Geschichten zu erzählen - und die Menschen nehmen diese Geschichten zur Kenntnis. Und wem das immer noch nicht reicht, der kann sich ja nach Cambridge bewerben. Am Center For The Study of Existential Risks erforschen besonders hartgesottene, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich die Menschheit auf welche Art und Weise endgültig die Kugel geben wird. Ein Arbeitsgebiet, auf dem einem der Stoff so schnell nicht aus gehen wird.

(wst)