Weltwirtschaftsforum: Heilmittel “re-moralisierte” Globalisierung

Mit einer “Globalisierung 4.0” will das WEF dem Vertrauensverlust und allgemeinem Pessimismus entgegenwirken. Der Gipfel steht selbst am Scheideweg.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Weltwirtschaftsforum: Heilmittel “re-moralisierte” Globalisierung

Satya Nadella vertraut in Davos auf den Markt

(Bild: World Economic Forum / Valeriano Di Domenico)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Vertreter der IT-Branche befürchten, dass sich die Debatte über künstliche Intelligenz, zunehmende Automatisierung und digitalen Kontrollverlust negativ auf ihr Image auswirken könnte. Um diesen “Techlash” zu verhindern, müssten die Unternehmen ihre Verantwortung nicht auf die direkte Kundschaft beschränken, erklärte die ehemalige US-amerikanische UN-Botschafterin Eileen Donahoe auf dem Weltwirtschaftsgipfel (World Economic Forum, WEF) in Davos. Vielmehr sollte die Branche auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der von ihnen entwickelten und eingesetzten Technik berücksichtigen. Donahoe, die inzwischen für Human Rights Watch arbeitet, hatte dabei nicht zuletzt auch die drohende Erosion persönlicher Freiheiten und demokratischer Systeme im Blick.

“Der Markt funktioniert, allerdings in gewissen Grenzen“, erkannte Microsoft-CEO Satya Nadella zum Auftakt des Gipfels an. Bei dem Treffen in Davos steht in diesem Jahr die Frage der Regulierung von Technik prominent auf der Agenda. WEF-Geschäftsführer Klaus Schwab hat “Globalisierung 4.0” als Motto für den Gipfel ausgegeben, die gerechter und nachhaltiger sein soll. Das häufig als Eliten-Club gescholtene Forum sei dabei niemals für eine ungebremste Globalisierung gewesen, versicherte Schwab. Erstmals haben sich die meist älteren Männer in Davos sechs junge Co-Chairs ins Boot geholt, vier davon Frauen und einer ein Bewohner eines UN-Flüchtlingscamps.

Der Erfolg eines Forums wie des WEF bestimme sich nicht in der Anzahl der Meetings, sagte Co-Chair Noura Berrouba, eine der Vorsitzenden des Europäischen Jugendparlaments. Vielmehr zähle, ob Wirtschaft und Politik konkrete Lösungen haben. “Wir müssen mit den Leuten außerhalb dieser Hallen arbeiten”, forderte Berrouba die Granden auf. Die “jungen Unbequemen” des WEF lieferten zum Auftakt Belege dafür, wie wenig Markt und Politik selbst grundsätzliche Probleme gelöst haben. Die Debatte über die Versklavung von Menschen durch Roboter, die der Schweizer Präsident Ueli Maurer aufs Tapet brachte, ist für Mohammed Mohamud, der seit 20 Jahren in einem Flüchtlingslager in Kenia lebt, ein fernes Problem. (vbr)