TP Vision: Wieder Unterhaltungselektronik von Philips

Seit der Gibson-Insolvenz gibt es unter dem Namen Philips nur noch Fernseher. TP Vision übernimmt nun das gesamte Unterhaltungselektronikgeschäft der Marke.

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TP Vision: Wieder Unterhaltungselektronik von Philips

(Bild: Philips)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Karl-Gerhard Haas

Nach fast einem Jahr der Flaute und außer Fernsehern praktisch keiner Unterhaltungselektronik von Philips soll nun die gesamte Unterhaltungselektroniksparte der Marke von TP Vision fortgeführt werden. Auslöser der Hängeparte war die Pleite des Gitarrenbauers Gibson, der sich an der Übernahme dieser Philips-Teilsparte verhoben hatte. Nun will TP Vision, eine Tochter des China-Giganten TPV die komplette Unterhaltungselektroniksparte fortführen. Damit zeichnet sich eine Wende im Drama um die niederländische Traditionsmarke ab.

Im Kern zieht sich der Vorgang schon über Jahrzehnte – nach vielen anderen Unternehmensteilen trennte sich der als "Gloeilampenfabrieken" gegründete Philips-Konzern zuletzt 2014 von der Licht- und Unterhaltungselektroniksparte. Die Niederländer produzierten nur noch Medizintechnik und Hausgeräte. Beim Ausverkauf wurde die Unterhaltungselektronik geteilt: Größtes Sorgenkind wurde die TV-Sparte. Mit TPV betrieb Philips schon seit 2004 das PC-Monitor-Geschäft und verkaufte es 2008 komplett an die Chinesen. 2014 übernahm TPV den TV-Bereich der Niederländer als "TP Vision". Die übrige Unterhaltungselektronik ging zum Gitarrenbauer Gibson – und mit ihm 2018 pleite.

Bei TP Vision, wo viele frühere Philips-Mitarbeiter der TV-Sparte weiter die Markentradition pflegen, ist man nicht erfreut – dort hätte man gern zum Philips-Fernseher von TP Vision den Philips-Blu-ray-Spieler, -Soundbar oder -Kopfhörer von Gibson angeboten. Und unabhängig von konkreten Produkten leidet die Sichtbarkeit und damit Relevanz einer Marke, wenn eine komplette Produktgattung nicht mehr im Bewusstsein des Publikums verankert ist.

Dem will TP Vision nun entgegenwirken: Die Chinesen führen unter dem Namen Philips die gesamte Unterhaltungselektroniksparte der Marke fort. Zunächst kocht das Unternehmen auf kleiner Flamme: Etablierte Produkte wie der Kopfhörer mit Highend-Anspruch Fidelio X 2 HR (Preisempfehlung: 300 Euro, ab Mai verfügbar) oder das DAB+-Kofferradio AE 5020 B 12 PA (70 Euro) will es fortführen; wirklich neu sind der Bluetooth-Lautsprecher BT 55 (30 Euro) und -Kopfhörer SHB 2505 (100 Euro, ab März). Auch die Soundbar HTL 1015 B (130 Euro, ab März) sowie kompakte Audiosysteme sind verfügbar. Erste unter der Ägide von TP Vision entstehende Neuheiten will sollen Anfang September zur IFA in Berlin vorgestellt werden.

Noch sind aber Philips-Fernseher das Kerngeschäft von TP Vision – mit der Übernahme der Audio-Aktivitäten stellte das Unternehmen auch die TV-Modelle fürs Jahr 2019 vor. Erste, voraussichtlich ab April verfügbare Neuheit ist der 55 Zoll-UHD-LCD-TV 9104, dessen Äußeres von den dänischen Designern bei Georg Jensen gestaltet wurden. Es ist das einzige kommende Philips-Oberklassemodell ohne Dolby Vision und Dolby Atmos. Die folgenden TVs unterstützen sowohl die Dolby-Verfahren für erweiterten Bildkontrast ("HDR", High Dynamic Range) als auch objektbasierten 3D-Ton.

Beim HDR-Verfahren Dolby Vision hielt sich Philips bislang bedeckt – laut Danny Tack, Leiter der Produktplanung, weil Dolby bislang jede Änderung am dargestellten Signal verweigerte. Das kollidiert mit dem Bemühen des Hauses, subjektiv bessere Bilder als die Konkurrenz zu zeigen. Mit der kommenden, dritten Generation des P5-Prozessors – der für TP Vision produziert wird – erlaubt Dolby Manipulationen am Ausgangssignal. Davon sollen die folgenden, ab Jahresmitte verfügbaren Philips-Fernseher profitieren. Neben Dolby Vision kennen diese TVs auch das mit Panasonic und Samsung entwickelte Alternativformat HDR10+.

TP Vision will Philips erhalten (12 Bilder)

Die Reihe 7304 soll das beste Preis-/Leistungsverhältnis liefern.
(Bild: TP Vision)

Nicht die technisch ausgefuchstesten Modelle, sondern die mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis soll die LCD-TV-Reihe 7304 bieten. Sie wird als "The One" vermarktet und ist mit Bilddiagonalen von 43, 50, 55, 58, 65 und 70 Zoll ab Juni lieferbar. Zum selben Termin erweitert das LCD-Modell 8804 die schon vor der Wiedereingliederung der übrigen Philips-Unterhaltungselektronik besiegelte Zusammenarbeit mit Bowers & Wilkins für TV-Lautsprecher. Dieser Fernseher ist mit Diagonalen von 50, 55 und 65 Zoll verfügbar.

Neue OLED-TVs plant TP Vision erst zum dritten Quartal 2019 – die Modelle 854 und 804, die es mit 55- oder 65-Zoll-Displays geben wird. Alle bis hierhin genannten Fernseher haben UHD-Auflösung, bringen Philips’ integrierte TV-Leuchte Ambilight mit und laufen unter der aktuellsten Version von Android TV. Über smarte Lautsprecher wie Amazons Echo lassen sie sich per Sprache steuern ("works with Alexa").

Mit UHD, Ambilight und dem hauseigenen Betriebssystem Saphi kommt zum dritten Quartal die LCD-Reihe 6814 mit wahlweise 43, 50, 55 und 65 Zoll. Deren Besonderheit: Sie hat Amazons Alexa-Spracherkennung gleich an Bord. Dolby Vision und HDR10+ bringt auch die neue Mittelklasse mit, auf den P5-Prozessor und die damit nach Philips-Ansicht möglichen Optimierungen von Dolby-Vision-Material müssen deren Käufer allerdings verzichten.

Anders als für die kommenden Audioprodukte wurden für die neuen TVs keine Preisempfehlungen genannt, was wohl dem nach wie vor anhaltenden Preiskampf in diesem Markt geschuldet ist.

Hinweis: TP Vision hat den Autor zu seiner Pressekonferenz eingeladen.

[Update 31.01.2019 – 11:15 Uhr] Die inzwischen bekanntegegebenen Preise fpr die Audioprodukte wurden nachgetragen.
(mho)