Was wir über Algorithmen wissen

Algorithmen sind in vielen Bereichen alltäglich, doch nur knapp die Hälfte der Europäer weiß, was ein Algorithmus ist. Unwissenheit resultiert in Skepsis.

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Von
  • Cosima Ermert
  • Cosima Ermert

Wir leben in einer algorithmischen Welt. Algorithmen steuern, welche Werbung wir sehen, welche Accounts uns zum Befreunden oder Folgen auf sozialen Netzwerken vorgeschlagen werden, mit welchen Singles wir matchen, ob wir zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden, ob wir einen Studienplatz bekommen, ob wir kreditwürdig sind.

Über Algorithmen selbst gibt es wenig Wissen, aber umso mehr Meinung. Neuer Facebook-Algorithmus? Aufschrei. Dabei ist es mehr als naiv zu denken, dass mir mein persönlicher Content-Beauftragte jeden Morgen liebevoll den Newsfeed füllt. Und wäre mir das wirklich lieber als ein Computerprogramm? Immerhin sind Algorithmen menschengemacht.

Was also ist ein Algorithmus überhaupt? Der Duden sagt: „Rechenvorgang nach einem bestimmten [sich wiederholenden] Schema“. Ein Algorithmus ist also eine Handlungsvorschrift. Wer ein neues Rezept ausprobiert oder mit dem Navi in den Urlaub fährt, handelt im Grunde genommen auch algorithmisch. Bedingung abfragen (Ist die Kreuzung erreicht?), entsprechend reagieren (Ja? Abbiegen!). Big Bang Theory macht es mit Sheldons Freundschaftsalgorithmus zugegebenermaßen überspitzt vor. Im Grunde genommen ist aber fast jedes gesellschaftliche Prinzip eine Aneinanderreihung logischer Entscheidungen, woraus ein Algorithmus abstrahiert werden kann. Lediglich die Prüfung der Eingangsparameter ist nicht ganz trivial.

Ob die zunehmende Bedeutung von Algorithmen in ganz alltäglichen Situationen mit einem zunehmenden Wissen darüber einhergeht, hat sich auch die Bertelsmann-Stiftung gefragt. Die Ergebnisse ihrer Befragung von 10.960 EU-Bürgern zwischen 14 und 65 Jahren hat sie am 6. Februar veröffentlicht. Demzufolge sagten 48% der Befragten von sich selbst, dass sie nicht wissen, was ein Algorithmus ist. Lediglich 8% glauben viel über Algorithmen zu wissen.

Weitere Forschungsfragen waren, was Europäer über Algorithmen denken und wo und wie sie ihrer Meinung nach eingesetzt werden sollten. Europaweit überwiegt die positive Einstellung: 46% sehen mehr Vorteile, nur 20 % mehr Probleme. Speziell Deutsche sind da eher skeptisch. 28% assoziieren mit Algorithmen Manipulation, 32 % denken an Effizienz. Vor allem wird eine Korrelation zwischen Nicht-Wissen und Skepsis deutlich. Wer Ahnung von Algorithmen hat, steht ihnen überwiegend positiv gegenüber.

Die Studie identifiziert drei Handlungsbedarfe: Dem relativ rar gestreuten Wissen mit breitem Kompetenzaufbau entgegen wirken, den Einsatz von Algorithmen stärker kontrollieren, da er von der Bevölkerung nur in bestimmten Bereichen gewünscht ist, und einen europaweiten Diskurs etablieren, weil die Meinungen zwischen den EU-Ländern stark auseinandergehen.

Dann mal los!

(cose)