Palantir-Mitgründer: "Wir arbeiten mit fast jeder Demokratie im Westen"

Palantir-Geschäftsführer Alex Karp hat die Big-Data-Firma gegen Kritik verteidigt und auf einen ethischen Rahmen des Unternehmens verwiesen.

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Palantir-Mitgründer: "Wir arbeiten mit fast jeder Demokratie im Westen"

Airbus-Chef Tom Enders und Palantir-Gründer Alex Karp auf der Konferenz "Digitising Europe" des Vodafone-Instituts in Berlin.

(Bild: heise online/Krempl)

Lesezeit: 4 Min.
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Dem US-Datenanalysehaus Palantir wird oft vorgeworfen, mit seinen geheimnisumwitterten Softwarelösungen für Polizeibehörden und Geheimdienste zu Menschenrechtsverletzungen beizutragen. Alex Karp, der das Unternehmen vor 15 Jahren zusammen mit Silicon-Valley-Investor Peter Thiel gründete, begegnet solchen Vorbehalten mit dem Verweis auf den ethischen Handlungsrahmen des Unternehmens.

"Wir arbeiten mit fast jeder Demokratie im Westen zusammen", sagte der Palantir-Geschäftsführer auf der Konferenz "Digitising Europe" des Vodafone-Instituts am Dienstag in Berlin. Autoritäre Regimes profitierten nicht von den Analysefähigkeiten der Firma, die in jungen Jahren unter anderem von der CIA Geld bekam. Karp vertrat zudem das Prinzip, dass Software gerade in sensiblen Bereichen für Dritte transparent und überprüfbar sein sollte.

Thiel hatte die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zuvor als "dummes Eigentor" der EU bezeichnet. Karp sieht das pragmatischer und spricht von einer "technischen Anforderung", die zur Anonymisierung zunächst personenbezogener Datenbestände beitragen könne. Bürgerrechte würden in Europa zwar oft anders verstanden als in den USA, Palantir arbeite aber trotzdem schon lange an einer Architektur mit entsprechenden Schutzfunktionen.

Kernziel der Firma ist es laut dem Mitgründer, terroristische Angriffe zu verhindern. Hierzulande ist bekannt, dass Hessen die Palantir-Software "Gotham" im Anti-Terror-Kampf einsetzt und bald auch für andere Zwecke im Rahmen der Strafverfolgung heranziehen will. Die Opposition sieht in diesem Projekt "Hessendata" eine ungerechtfertigte Rasterfahndung, in deren Rahmen nicht klar sei, welche Informationen über den großen Teich flössen.

Künstliche Intelligenz hält Karp persönlich für eine "angsteinflößende Technologie". Auch daran müsse man aber mit einer optimistischen Einstellung herangehen: "Wir werden gewinnen." Die Europäer seien in der internationalen Debatte und solche neuen Techniken oft "zu bescheiden", um ihre eigenen ethischen Ansprüche und Werte geltend zu machen.

Airbus-Chef Tom Enders lobte die Kooperation des Flugzeugbauers mit Palantir. Beide Firmen hätten Ende 2017 die offene Plattform Skywise gestartet, die mittlerweile von fünf auf 400 Kunden angewachsen sei und bald "5000 Flugzeuge im Pool" habe. Ziel sei es, die in den Maschinen im großen Stil anfallenden Messwerte auszuwerten und das Fliegen so sicherer und effizienter zu machen.

Pro Flugzeug führten 250.000 Sensoren mit 900.000 Parametern zu einem ständigen Strom von rund 300 Gigabyte pro Tag, die man während des Betriebs gar nicht alle auf einmal herunterladen könne. Easyjet habe die Flugzeit über 20 Prozent erhöhen können mit diesem datengetriebenem Ansatz, brachte Enders ein Beispiel für den Nutzen der Plattform.

"2020 brauchen wir zwar noch klassische Luftfahrtingenieure, aber zunehmend Datenanalysten mit KI-Fähigkeiten", prognostizierte Enders angesichts des neuen Geschäftsmodells. Nötig sei für dieses ein "Gesamtkonzept einschließlich ethischer Erwägungen". Bei Big Data sei die Datenintegration der schwierigste Akt, in den sich – ähnlich wie in den europäischen digitalen Binnenmarkt – keiner direkt verliebe, ergänzte Karp. Die Herausforderung bei dem Projekt mit Airbus sei, die Messwerte von den Sensoren "in unterschiedlichen Sprachen zusammenbringen".

"Unser Geschäft dreht sich um Daten", bekannte auch der Geschäftsführer von Generali, Philippe Donnet. Die Versicherungsgruppe wolle dabei zwar nicht alles über den Kunden wissen, aber ihn "besser kennenlernen". Dabei gebe es Unterschiede zwischen einzelnen Versicherungskategorien. Beim Auto etwa gehe es darum, den Kunden einen "individuellen Tarif" vermitteln zu können. Die Krankenversicherung müsse dagegen stärker reguliert werden, um das Solidaritätsprinzip nicht zu gefährden. (vbr)