Omen für EU-Urheberrechtsreform: Uploadfilter sperren Mueller-Bericht

Der Abschlussbericht des US-Sonderermittlers ist gemeinfrei, jeder darf ihn ins Netz stellen. Trotzdem schlugen Uploadfilter an und sperrten ihn.

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(Bild: Blackboard / shutterstock.com)

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Bei Scribd haben automatische Filtersysteme nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts des US-Sonderermittlers zum US-Wahlkampf 2016 mehrere Kopien des Dokuments zumindest kurzzeitig gesperrt. Kritiker von Uploadfiltern, wie sie in der Europäischen Union nach der EU-Urheberrechtsreform bald notwendig sein dürften, sehen darin eine Bestätigung ihrer Argumente. Im Fall des Mueller-Berichts konnten die Fehlentscheidungen aber oft innerhalb weniger Minuten korrigiert werden, berichtet das US-Magazin Quartz.

Der Abschlussberichts des US-Sonderermittlers Robert Mueller war vergangenen Donnerstag vom US-Justizministerium veröffentlicht worden, aber in einer schwer zu analysierenden Fassung als PDF-Dokument, das lediglich Bilddateien umfasste. Scribd-Nutzer hatten das Dokument daraufhin durch eine Texterkennung laufen lassen und durchsuchbare Versionen auf der freien Plattform hochgeladen. Gegen das Urheberrecht haben sie dabei nicht verstoßen, denn der Bericht ist – als Werk der US-Regierung – gemeinfrei. Trotzdem sperrte die Plattform diese Dokumente, verwies aber darauf, dass dahinter eine automatische Entscheidung steckte, die nicht richtig sein müsse, heißt es in dem Quartz Artikel.

Nachdem Quartz einer dieser Sperrungen widersprochen hatte, sei sie rückgängig gemacht worden, berichtet das Onlinemagazin. Eine Sprecherin von Scribd habe erklärt, dass ein Verlag den Report als Buch veröffentlicht hatte und den Algorithmus dazu verleitet habe, das Dokument als urheberrechtlich geschützt einzuschätzen. Möglich ist, dass Verlage wie der nicht genannte, alle eigenen Bücher automatisch als urheberrechtlich geschützt klassifizieren lassen, auch wenn das in Einzelfällen nicht stimmt. Insgesamt seien 32 Kopien von dieser Fehlentscheidung betroffen gewesen. Das von einem Quartz-Journalisten hochgeladene Dokument sei wieder freigegeben worden.

Der lange erwartete Bericht war unter immensem Interesse nicht nur der US-amerikanischen Öffentlichkeit mit einer ganzen Reihe von Schwärzungen veröffentlicht worden. Auch der einsehbare Teil weckt jedoch Zweifel an der Zusammenfassung des US-Justizministers, der US-Präsident Donald Trump und sein Wahlkampf-Team durch den Bericht entlastet sah. Dass der mehr als 400 Seiten umfassende Bericht nicht leicht durchsuchbar veröffentlicht worden war, hatte nicht nur Journalisten verärgert. Inzwischen wurde die offizielle Fassung durch eine ersetzt, die ebenfalls durchsuchbar ist. (mho)