Retro-Joystick mit D-Sub und USB

Für authentischen Spielspaß mit Retro-Games muss ein Joystick her. Im Eigenbau klappt auch der Anschluss an moderne Technik.

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Ein schwarzes, rechteckiges Gehäuse aus Metall, aus dem zwei rote Buttons, ein Kippschalter, ein Potentiometer und ein roter Joystick ragen.
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Stephan Eckweiler
Inhaltsverzeichnis

Es gibt einen guten Grund, warum Spielekonsolen nicht mit Tastatur ausgeliefert werden: Nichts geht beim Zocken über den richtigen Controller für den Job. Das war 1977 schon genauso, weswegen Atari sein bahnbrechendes VCS 2600 mit Joystick auslieferte. Die Schnittstelle, die damals das Licht der Welt erblickte – der Atari Joystick Port, basierend auf einer 9-poligen D-Sub-Buchse – fand ihren Weg auf viele weitere Computersysteme. Commodore verwendete sie im ikonischen C64 und später in der Amiga-Reihe, wie auch Sega im Master System. So fanden Joysticks in den 80ern und frühen 90ern weite Verbreitung. Allerdings ist es um die Langlebigkeit und Wartbarkeit der Konsolen und Heimcomputer aus dieser Epoche oft besser bestellt, als um ihre Joysticks.

Mit Emulationssoftware laufen die Retro-Games auf moderner Hardware. Wirklich Spaß machen sie aber nur mit einem passenden Controller. Mein ehemaliger Lieblings-Joystick, der Quickshot II, ist inzwischen ziemlich unbenutzbar, auch "generalüberholte" Modelle von Ebay stellten sich nicht als besser heraus. Daher war mein erstes Elektronik-Bastelprojekt seit meiner Ausbildung zum Energieelektroniker ein eigener Joystick. Dieser sollte die folgenden Anforderungen erfüllen:

  • Er sollte gut aussehen.
  • Er sollte gut in der Hand liegen und keine scharfen Kanten haben.
  • Er sollte stufenlos regulierbares Dauerfeuer haben.
  • Er sollte sowohl mit alten Computern, als auch über USB funktionieren.

Die Idee, zwei Joysticks zu bauen, einen mit USB und einen für meine alten Commodore Rechner, hatte ich schnell verworfen, nachdem ich die Preise der wichtigsten Zutat zu diesem Unterfangen gesehen hatte: Dem Joystick-Modul. Dank positiver Testberichten war mir schnell klar, dass ich hier zu dem Joystick-Modul von Sanwa Denshi greifen würde, das auch in richtigen Spielautomaten eingesetzt wird. Die Feuerknöpfe sollten, wennschon dennschon, vom gleichen Hersteller stammen. Andere Firmen bieten kompatible Teile für weitaus weniger Geld. Dadurch ließe sich der Gesamtpreis für den fertigen Joystick um einiges drücken.

Retro-Joystick mit D-Sub und USB (6 Bilder)

Hier sieht man die komplette Logik auf einen Blick. Die freie 5×2-polige Stiftleiste links ist für den Atari Joystick Port. Die freie 3×2-polige Stiftleiste unten rechts ist zum Programmieren des Mikrocontroller Chips.

In der ersten Entwicklungsstufe habe ich die USB-Komplexitäten mit einer zugekauften Platine gelöst. In meiner Projektdokumentation auf Gitlab ist dies als Version 2 zu finden. In der Version 3 ist diese Platine durch einen deutlich billigeren IC auf der Hauptplatine ersetzt, einen ATtiny84A Microcontroller (Kosten: ca. 1 Euro). Dank des Projekts V-USB der österreichischen Firma Objective Development, und dank zahlloser Beispielprojekte, habe ich dem 14-beinigen IC mit wenig Aufwand USB beigebracht und hieve meine ansonsten antike TTL-Elektronikschaltung ins 21. Jahrhundert. Als besonderes Schmankerl ist es sogar möglich, den Namen selbst zu bestimmen, mit dem sich der Joystick als USB HID (Human Interface Device) beim Betriebssystem anmeldet. Das kommt der Tradition von ausgefallenen, superlativen Joysticknamen sehr entgegen.