Besser Fotografieren: Farben verstehen

Buntton, Sättigung, Helligkeit, Temperatur: Markus Wäger erklärt die Grundlagen der Farbtheorie und der visuellen Wahrnehmung.

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Farbe verstehen
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Markus Wäger
Inhaltsverzeichnis

Für eine Serie Selbstporträts trug ich ein T-Shirt mit der Aufschrift "evil photographer". Um das Wortspiel mit dem bösen Fotografen aufzunehmen, leuchtete ich das Porträt Rot und Grün aus. Das feuerrote Leuchten im Hintergrund erinnert an die Flammen der Hölle – es wirkt diabolisch. Das vom Laptop ausgehende grüne Licht könnte von der giftig brodelnden Suppe eines Hexenkessels stammen, über den sich der Hexer beugt. Als Bonus erzeugt der Blitz von unten kleine Hörnchen mit dem Schatten der Brille auf meiner Stirn, was den Eindruck noch verstärkt. Übrigens ist "evil" hier eine Anspielung auf "Electronic Viewfinder Interchangeable Lens", was meine Begeisterung für spiegellose Systemkameras zum Ausdruck bringen sollte – nicht etwa meine Boshaftigkeit.

Rot und Grün tragen jedoch – wie alle Farben – ambivalente Bedeutungen in sich und stehen nicht nur für "diabolisch" und "giftig". Was wir mit ihnen verbinden, ist ein Resultat des Umfeldes und der Kultur, in der wir aufgewachsen sind. Farben werden in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich gedeutet. So ist Weiß in manchen Ländern Asiens die Todes- und Trauerfarbe, eine Bedeutung, die in unseren Breiten Schwarz inne hat. Neben Bedeutung und Symbolik verfügen Farben über konkrete Eigenschaften. Sie betreffen den Charakter eines Farbtons. Es handelt sich um Buntton, Sättigung und Helligkeit. Variiert der Fotograf nun diese Charaktermerkmale, verändert sich eventuell auch die Bildaussage. Daher sollte man sie bewusst einsetzen, wenn man über Farbe spricht und mit Farbe gestaltet.

Farbe verstehen (2 Bilder)

In dem dreidimensionalen Farbkreis wird von außen nach innen die Sättigung und von oben nach unten die Helligkeit der Bunttöne dargestellt. Farben werden üblicherweise in Farbräumen abgebildet, da sich nur in drei Dimensionen alle Variationen mittels einer Wiedergabemethode möglichen Farben abbilden lassen.

Jede Farbe lässt sich einem Buntton zuordnen, häufig auch als Farbton bezeichnet. Die wichtigsten Bunttöne bilden die Farben des Regenbogens: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett. Rosa beispielsweise ist ein heller Rotton, Braun ein dunkles Orange, Olive entsteht, wenn wir Gelb etwas Schwarz hinzufügen, Türkis liegt als Farbe zwischen Grün und Blau, und Flieder ist ein helles Violett.