5G-Frequenzauktion geht bei 6,55 Milliarden Euro zu Ende

Die ermüdende Bieterschlacht um die 5G-Frequenzen ist nach fast drei Monaten zu Ende. Doch wird die Auktion weiter für Diskussionen sorgen.

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5G Symbolbild

(Bild: heise online/vbr)

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Bei 6,55 Milliarden war dann endlich Schluss: Die Versteigerung der ersten Frequenzen für die nächste Mobilfunkgeneration 5G ist am Mittwochnachmittag nach fast drei Monaten zu Ende gegangen. Das hat ein Sprecher der Bundesnetzagentur gegenüber heise online bestätigt. Die Auktion endete mit Runde 497 bei einem Stand von 6.549.651.000 Euro. Damit ist die längste und auch eine der teuersten Frequenzauktionen der deutschen Geschichte zu Ende.

Schwerpunkt: 5G - Das Netz der Zukunft

Alle der vier Wettbewerber haben Spektrum ersteigert. Im zuletzt so umkämpften, für die nächste Mobilfunkgeneration 5G vorgesehenen 3,6-GHz-Band konnten die Telekom und Vodafone je 90 MHz ergattern, Telefónica Deutschland erhält 70 MHz und Newcomer 1&1 Drillisch 50 MHz. In diesem Band hatten alle vier über Wochen um einen 10-MHz-Block gerungen. Letztlich hat 1&1 dann nicht mehr weiter versucht, auch sechs Blöcke zu bekommen.

Von den zwölf Blöcken im 2-GHz-Band haben sich die Telekom und Vodafone je vier Blöcke sichern können, Telefónica und 1&1 je zwei. Diese Frequenzen sind schon für 4G in Verwendung. Die zur Auktion stehenden Nutzungsrechte gelten ab 2021 beziehungsweise 2026. Die Versteigerung hatte am 19. März Die Versteigerung hatte am 19. März begonnen und ging über 497 Runden. Sie ist damit die bisher längste Frequenzauktion und auch eine der teuersten, nur übertroffen von der irrsinnigen UMTS-Auktion im Jahr 2000.

Gesamtkosten 2 GHz Band 3,6 GHz Band
1&1 1,070 Mrd. € 2×10 MHz 335 Mio. € 50 MHz 0,735 Mrd. €
Telekom 2,175 Mrd. € 4×10 MHz 852 Mio. € 90 MHz 1,323 Mrd. €
Telefónica 1,425 Mrd. € 2×10 MHz 381 Mio. € 70 MHz 1,044 Mrd €
Vodafone 1,880 Mrd. € 4×10 MHz 807 Mio. € 90 MHz 1,073 Mrd. €
Summe 6,550 Mrd.

"Das Ende der Auktion ist zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. "Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten." Nun liege es in der Hand der Unternehmen, "die Frequenzen zügig zu nutzen und die damit verknüpften Versorgungsauflagen zu erfüllen."

Nun tritt voraussichtlich ein weiterer Netzbetreiber in den Markt ein. "1&1 Drillisch beabsichtigt, ein leistungsfähiges Mobilfunknetz aufzubauen", teilte die United-Internet-Tochter nach der Auktion mit. "Mit dem Frequenzerwerb legt die 1&1 Drillisch den Grundstein für eine erfolgreiche und dauerhafte Positionierung der 1&1 Drillisch Gruppe als vierter Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland."

Über die Modalitäten des Markteintritts von United Internet dürfte künftig weiter gestritten werden. Es laufen noch die Klagen der drei bisherigen Netzbetreiber gegen die Vergabebedingungen, die einem eventuellen Newcomer leichtere Ausbauauflagen machen und die etablierten Anbieter zu Verhandlungen über nationales Roaming zwingen. Selbst wenn die Netzbetreiber vor Gericht scheitern werden, bleibt das Roaming ein heißes Eisen.

Die Euphorie der drei etablierten Netzbetreiber hält sich daher auch in Grenzen: Die Auktion hinterlasse einen "bitteren Nachgeschmack", sagte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. Telefónica freut sich zwar über ein "werthaltiges Frequenzpaket", aber CEO Markus Haas monierte: "Das Geld für die Auktion fehlt den Netzbetreibern in Deutschland." Auch Vodafone kritisiert das Vergabeverfahren. "Leider war der Preis dafür hoch", sagte Deutschlandchef Hannes Ametsreiter. Die hohen Kosten seien ein "Desaster für Deutschland", weil die Mittel nun für Investitionen ins Netz fehlten.

Einer freut sich: der zuständige Minister. "Der Erlös von rund 6,6 Milliarden Euro wird den weiteren Netzausbau entscheidend voranbringen", sagte Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und Infrastruktur. Jetzt müssten die Netze auch in ländlichen Regionen ausgebaut werden. "Nur mit flächendeckender Mobilfunkabdeckung entsteht die notwendige Grundlage für eine konsequente Aufrüstung der Netze auf 5G."

Doch hinsichtlich der Verwendung der sechseinhalb Milliarden melden die Netzbetreiber noch Redebedarf an. Zwar sollen die Mittel laut Scheuer "zu 100 Prozent in das Sondervermögen Digitale Infrastruktur" fließen. Damit soll dann der Netzausbau und der Digitalpakt Schule gefördert werden. Doch von den Netzbetreibern kommt bereits die Forderung, die gesamten Frequenzerlöse direkt wieder in die Mobilfunkinfrastruktur zu stecken.

Ametsreiter schlägt ein "Reinvestitionsprogramm" vor, in dem die Lizenz-Erlöse direkt in den Mobilfunk-Ausbau zurückfließen und nicht ins Festnetz. Das wiederum dürfte den Festnetzbetreibern nicht schmecken, denn auch bei der Glasfaser hat Deutschland Nachholbedarf. Und 5G wird ohne Glasfaser nicht zu machen sein, mahnt der Netzbetreiberverband Breko. "Wir brauchen eine Gesamtstrategie für den Glasfaserausbau, um größtmögliche Synergien zwischen Festnetz- und Mobilfunkausbau zu ermöglichen", sagt Breko-Chef Stephan Albers. "Nicht zielführend wäre dagegen eine reine Mobilfunkstrategie."

Update 20:45 Uhr: Reaktionen der Netzbetreiber hinzugefügt (vbr)