Grünes Licht aus Brüssel: Vodafone darf Unitymedia übernehmen

Die EU-Kommission genehmigt die Übernahme der europäischen Kabelnetze von Liberty Global durch Vodafone, stellt aber Bedingungen.

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Grünes Licht aus Brüssel: Vodafone darf Unitymedia übernehmen

(Bild: dpa/heise online)

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Vodafone darf Unitymedia und weitere europäische Kabelnetze übernehmen. Die EU-Kommission hat die Fusion der zwei größten deutschen Kabelnetzbetreiber unter Auflagen genehmigt. Die Genehmigung sei an "die vollständige Umsetzung eines von Vodafone vorgelegten Pakets von Verpflichtungszusagen geknüpft", teilte die Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Vodafone hatte im Verlauf des Prüfungsverfahrens unter anderem zugesagt, einem Wettbewerber Zugang zum Kabelnetz zu ermöglichen.

"Der Zugang zu bezahlbaren und hochwertigen Breitband- und TV-Diensten ist in unserer modernen Gesellschaft fast genauso gefragt wie der Zugang zu fließendem Wasser", erklärte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. "Unter dem Vorbehalt von Abhilfemaßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Kunden weiterhin in den Genuss von fairen Preisen, hochwertigen Dienstleistungen und innovativen Produkten kommen, haben wir heute die Übernahme der Geschäftstätigkeit von Liberty Global in Tschechien, Deutschland, Ungarn und Rumänien durch Vodafone genehmigt."

Unitymedia und Vodafone konkurrieren nicht im Kabelnetz, weil sich die Netze kaum überschneiden. Unitymedia ist hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg verbreitet, das Kabelnetz von Vodafone (ehemals Kabel Deutschland) deckt den Rest der Republik ab. Allerdings bietet Vodafone in den Unitymedia-Gebieten auch DSL-Zugänge an, hier befürchtete die Kommission den "Wegfall des erheblichen Wettbewerbsdrucks". Auch gegenüber Wohnungswirtschaft und Fernsehsendern dürfte der fusionierte Kabelnetzbetreiber stärker aufgestellt sein.

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Die Kommission möchte mit den Auflagen sicherstellen, dass Privat- und gewerblichen Kunden daraus keine Nachteile entstehen. Vodafone hatte im Laufe des Prüfverfahrens einige Zugeständnisse angeboten, die die Kommission akzeptiert hat. Vodafone will es Telefónica Deutschland ermöglichen, Kabelprodukte in eigenem Namen zu verkaufen. Damit sieht die Kommission ihre Bedenken hinsichtlich des Wettbewerbs auf dem Breitbandmarkt ausgeräumt. Auch TV-Sender und Zuschauer sollen vertraglich nicht schlechter gestellt werden können.

Vor etwa zwei Jahrzehnten hatte die Deutsche Telekom ihr TV-Kabelnetz auf Druck der EU-Kommission abgegeben und sie an mehrere regionale Anbieter veräußert. Über die Jahre haben sich die regionalen Kabelnetze wieder zusammengefunden. Vodafone und Unitymedia sind die beiden größten Anbieter, der drittgrößte Kabelnetzbetreiber Tele Columbus ist nur in vereinzelten Regionen aktiv. Mit der zunehmenden Verbreitung von Kabel-Internet und der Aufrüstung auf Docsis 3.1, das Gigabit-Geschwindigkeiten ermöglicht, haben die Kabler vor allem beim Festnetz-Internet an Bedeutung gewonnen.

"Wir schaffen nach fast zwei Jahrzehnten der Trennung wieder ein vereinigtes Kabelnetz", freut sich Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter. "Und können Deutschland zu einem der schnellsten Digitalstaaten auf dem Kontinent machen." Vodafone hatte im Frühjahr 2018 angekündigt, die Kabelnetze von Liberty Global – neben Unitymedia sind das auch Netze in Ungarn, Tschechien und Rumänien – für insgesamt etwa 18,4 Milliarden Euro übernehmen zu wollen.

In Deutschland erreicht das fusionierte Unternehmen rund 25 Millionen Haushalte. Vor allem von der Deutschen Telekom, der mit der Fusion ein scharfer Konkurrent auf dem Festnetzmarkt erwächst, kam lauter Protest: CEO Tim Höttges sprach wiederholt von "Wettbewerbsverzerrung" und einer "Remonopolisierung des Kabelmarkts", die "nicht genehmigungsfähig" sei. Auch andere Netzbetreiber und Unternehmen der TV-Branche waren gegen die Übernahme. Telefónica hatte die Pläne zunächst ebenfalls kritisiert, profitiert nun aber von den wettbewerbsrechtlichen Zugeständnissen. (vbr)