Oracle Linux 8: Neue Version führt "Application Streams" ein

Oracle hat Version 8 seiner kostenlosen Linux-Distribution freigegeben. Unter anderem sollen "Application Streams" künftig die Softwareverwaltung erleichtern.

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Oracle Linux 8 führt Application Streams ein

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Von
  • Tim Schürmann
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Oracle hat eine neue Version seiner Linux-Distribution veröffentlicht, die auf dem Quellcode von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 8 basiert. Von dort erbt Oracle Linux 8 unter anderem die sogenannten "Application Streams" oder auch "AppStreams", über die Oracle künftig ausgewählte Software in verschiedenen Versionen anbieten und auch häufiger aktualisieren möchte.

Der Installationsassistent aus Oracle Linux 8 entspricht seinem Pendant aus RHEL. Auch an vielen weiteren Stellen hat Oracle lediglich sein Logo eingesetzt.

Die Standard-Desktop-Umgebung ist Gnome 3.32. Allerdings ist Oracle Linux 8 vorrangig als Server-Betriebssystem gedacht und bringt daher lediglich eine Grundausstattung an Desktop-Anwendungen mit.

Im Bootmenü von Oracle Linux 8 lässt sich das Installationsmedium (wie bei Fedora, CentOS und RHEL) auf Fehler testen.

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Die Grundlage von Oracle Linux 8 bildet wie bei RHEL 8 ein Basissystem namens BaseOS. Dieser zentrale Bestandteil des Betriebssystems erhält, wie schon die vorherigen Oracle-Linux-Versionen, zehn Jahre lang Aktualisierungen – also bis Juli 2029.

Die Application Streams erweitern dieses Basissystem um zusätzliche Systemkomponenten sowie eine Reihe von Anwendungen. Dazu zählen unter anderem OpenJDK, die Datenbank MariaDB, Git und der Apache Webserver. Die Softwarepakete in den AppStreams erhalten ihre eigenen Versionsnummern und lediglich zwischen zwei und fünf Jahren Support.

Eine Übersicht über die via AppStreams angebotene Software nebst Supportdauer hat Oracle auf einer separaten Webseite veröffentlicht. Das Unternehmen rät Anwendern, immer möglichst schnell auf neuere Versionen zu wechseln. Die alten Versionen erhalten allerdings weiterhin Updates bis zu einem von Oracle festgelegten "Retirement Date". So unterstützt Oracle beispielsweise das OpenJDK 1.8.0 bis Juni 2023, OpenJDK 11 hingegen bis Oktober 2024.

Die AppStreams verschaffen Anwendern mehr Auswahlmöglichkeiten und Flexibilität. Andererseits dürfte zugleich auch der Aufwand durch die häufigeren Migrationen steigen.

Die Softwarepakete verwaltet ab sofort das Paketmanagement-System Dandified Yum, das Fedora-Anwender bereits als DNF kennen. Das Tool greift seinerseits auf die Dienste des RPM Package Manager zurück, der jetzt in Version 4.14 beiliegt. Die Systemverwaltung erledigen Administratoren bevorzugt über die Webanwendung Cockpit.

Neu an Bord sind die Werkzeuge "podman", "buildah" und "skopeo", mit denen sich Linux-Container verwalten und starten lassen. Die Dreierbande verarbeitet auch Docker-Container und -Images sowie Dockerfiles.

Oracle Linux 8 nutzt den Linux-Kernel 4.18.0, der mit seinem Pendant aus Red Hat Enterprise Linux 8 kompatibel ist. Einige Kernel-Module haben die Entwickler in das Paket "kernel-modules-extra" ausgelagert, wodurch Oracle Linux sie nicht mehr standardmäßig installiert. Da die Module zudem auf einer Blacklist stehen, können sie nur von Nutzern mit Root-Rechten geladen werden. Das "modinfo"-Kommando präsentiert jetzt auch die digitalen Signaturen der Kernel-Module.

Zum Lieferumfang gehört das Werkzeug Stratis, mit dem sich einfach der lokale Speicher verwalten lässt. Es kümmert sich unter anderem um Snapshots. Das XFS-Dateisystem unterstützt jetzt ein Copy-on-Write-Verfahren, bei der die Kopie einer Datei zunächst keinen zusätzlichen Speicherplatz belegt. Erst bei Änderung einer der beteiligten Dateien erstellt XFS eine neue Datei mit den geänderten Inhalten.

Der Kernel ist mit seinem REHL-Kollegen kompatibel. Hinter dem Paketmanager "yum" steckt eigentlich DNF.

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Das Nftables Framework löst in Oracle Linux 8 das alte Iptables zur Filterung von Netzwerkpaketen ab. Die Werkzeuge "iptables-translate" und "ip6tables-translate" helfen bei der Konvertierung alter Regeln.

OpenSSH ist in Version 7.8p1 an Bord, OpenSCAP meldet sich in Version 1.3.0. LUKS2 kommt standardmäßig bei verschlüsselten Volumes zum Einsatz. Alle wichtigen Crypto-Bibliotheken nutzen jetzt standardmäßig Transport Layer Security (TLS) in der Version 1.3.

Oracle bietet seine Linux-Distribution kostenlos in einer 64-Bit-Fassung für x86-Systeme als ISO-Image über seine Oracle Software Delivery Cloud an. Allerdings hat der Hersteller sie im Download-Portal recht gut versteckt: Wir fanden sie mittels Suchfunktion (explizite Suche nach "Oracle Linux 8") beziehungsweise unter "Beliebteste Downloads".

Hat man Oracle Linux 8 schließlich gefunden, muss man die Distribution noch in den Einkaufskorb legen und anschließend einen "Checkout" veranlassen. Erst dann erhält man Zugriff auf den kostenlosen Download. (ovw)