Wolfenstein Youngblood angespielt: Wie der Vater, so die Töchter

In Wolfenstein Youngblood geht die nächste Generation auf Nazi-Jagd. Erstmals ist in Deutschland auch die Version mit Hakenkreuzen erhältlich.

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Wolfenstein Youngblood angespielt: Wie der Vater, so die Töchter

(Bild: Bethesda)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

B.J. Blazkowicz geht in Rente. Nach rund 30 Jahren darf der bekannteste Nazi-Jäger der Videospielgeschichte seine Knarren an seine Zwillingstöchter weitergeben und sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Die Fans können sich in Wolfenstein Youngblood auf die bewährte Mischung aus derber Balleraction und wütender Anti-Nazi-Botschaft freuen – diesmal aber im Koop. Mit dem Buddy Pass der Deluxe Edition können die Spieler auch Freunde zur Nazi-Hatz einladen, die das Spiel nicht besitzen.

20 Jahre nach den Ereignissen von Wolfenstein 2 machen sich die Zwillingsschwestern Jessica und Sophia auf die Suche nach ihrem verschollenen Vater B.J. Blazkowicz. Ganz wie ihr Vorbild treten die Geschwister von einem Fettnäpfchen ins Nächste und landen mitten im Befreiungskampf gegen die menschenverachtenden Nazi-Schergen.

Im Vergleich zum Vorgänger hat sich außer dem 80er-Jahre-Szenario und dem Koop-Modus kaum etwas geändert. Zusammen mit einer menschlichen oder computergesteuerten Partnerin ziehen die Spieler durch ein alternatives Zeitszenario, in dem die Nazis den Krieg gewonnen haben. Neben ein bisschen Schleichaction geht es vor allem um das möglichst effektvolle Nazi-Töten. Schon nach wenigen Sekunden zerplatzen Körper, während Arme und Beine über den Bildschirm fliegen. Nein, subtil war Wolfenstein noch nie.

Wolfenstein Youngblood angespielt (5 Bilder)

Erst ballern, dann denken. Wolfenstein Youngblood legt vom ersten Moment an ein hohes Tempo vor.
(Bild: heise online)

Dazu gibt es in Youngblood ein paar Rollenspielelemente, mit denen die Spieler ihren Charakter durch höhere Lebenskraft und Tarnfähigkeiten verbessern können. Außerdem kann man Waffen verbessern und zum Beispiel mit Schalldämpfern ausrüsten. So ausgestattet geht es durch große, abwechslungsreiche Spielabschnitte: Vom Zeppelin runter auf die Erde, durch die Katakomben und über die Dächer hinaus. Das vertikale Erkunden der teilweise verzweigten Level ist ein großer Pluspunkt im Vergleich zu den Vorgängern.

Abseits der normalen Story-Missionen werden die Geschwister mit dynamischen Nebenaufgaben beauftragt, die aber ungeniert die Orte recyceln. In unseren Anspielstunden kam es häufig vor, dass wir einen Ort mehrfach besuchen mussten, um andere Missionsziele zu erfüllen. Dadurch bekommt das Open-World-Prinzip einen erheblichen Dämpfer, weil man das Gefühl hat, nur pflichtbewusst Missionsziele abzuhaken.

Wer will, kann das aber auch ignorieren und sich nur durch die temporeiche Story ballern. Dort trifft man auf den gewohnten Mix aus absurden Momenten, tragischen Schicksalen und derbem Humor. Ähnlich wie in Quentin Tarantinos Inglorious Basterds scheuen sich die Macher auch nicht vor einer wütenden politischen Botschaft: Punch Nazis! Statt sich hinter vagen Andeutungen zu verstecken, posaunen Machine Games und die Arkane Studios ihre politische Meinung ganz ohne erhobenen Zeigefinger heraus. Selten war Ballern so politisch-blutig wie hier.

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In Deutschland ist die Veröffentlichung von Wolfenstein Youngblood brisant, denn erstmals darf hier auch die internationale Version mit nationalsozialistischen Symbolen unter dem USK-Siegel verkauft werden. Möglich macht das die neu berücksichtige Sozialadäquanz-Klausel im Bewertungsverfahren der Jugendschützer. Einigen Händlern ist ein Verkauf wohl dennoch zu heikel: Große Elektronikfachmärkte bieten die internationale Version aktuell nicht an. Bethesda hat uns ebenfalls nur die deutsche Version zur Verfügung gestellt.

Wolfenstein Youngblood besitzt all das, was die Fans der letzten beiden Vorgänger erwarten: temporeiche Action, irrwitziges Spektakel und eine unverblümte Anti-Nazi-Botschaft. Der Koop-Modus ist erfrischend, aber bietet keine Ideen, die man so zuvor noch nicht gesehen hat. Für den knackigen Schwierigkeitsgrad ist er aber allemal zu empfehlen. Unnötig sind die langweiligen Nebenaufträge, die nur die Spieldauer strecken. Überhaupt hätte man sich etwas mehr Mut zum Risiko gewünscht. So erwartet die Fans nur ein kompetentes, aber etwas ideenloses Spin-Off, das die Wartezeit auf den dritten Teil unterhaltsam verkürzt.

Wolfenstein Youngblood (ab 16,55 €) ist am 26. Juli für PS4, Xbox One, Nintendo Switch und Windows erschienen. Für unseren Artikel haben wir die Windows-Version angespielt. (dahe)