Fünf Jahre Sternenpark – Kampf gegen Lichtverschmutzung geht weiter

Falsch eingesetztes Kunstlicht führt zu Lichtverschmutzung. Der Sternenpark Rhön engagiert sich für den Schutz der Nacht. Auch Privatleute können einiges tun.

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Fünf Jahre Sternenpark – Kampf gegen Lichtverschmutzung geht weiter

(Bild: nasa.gov)

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Von
  • Jörn Perske
  • dpa
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Fünf Jahre nach der Anerkennung als Sternenpark will das Biosphärenreservat Rhön den Kampf gegen weit verbreitete Lichtverschmutzung vorantreiben. "Wir haben schon eine Menge erreicht. Wir alle sollten aber unsere Anstrengungen erhöhen, um noch mehr für den dringend notwendigen Schutz der Nacht zu tun", sagte Sternenpark-Managerin Sabine Frank in Fulda.

Unter Lichtverschmutzung versteht man künstliches Licht etwa von Straßenlaternen, Werbeflächen und Schaufenstern, das ungenutzt die natürliche Nachtlandschaft und den Himmel aufhellt. Die Dunkelheit wird mit Kunstlicht überlagert und "verschmutzt" – dadurch sind etwa weniger Sterne am Himmel zu sehen. Zudem kann es der Tier- und Pflanzenwelt schaden.

Erste Erfolge seien durch viel Aufklärung gelungen, berichtete Frank. So habe sich die Lichtverschmutzung im öffentlichen Raum etwas verringert. Viele Kommunen in Osthessen und in Teilen der bayerischen (Sondheim) und thüringischen Rhön (Kaltenwestheim) rüsten ihre Straßen und Gebäudebeleuchtung zunehmend umweltverträglich um, wie die Fachfrau beobachtet.

Doch problematisch sei weiterhin: Von Gewerbeflächen und Privatgrundstücken aus strahle noch zu viel Licht unnötig gen Himmel. Frank empfahl: Außenbeleuchtung nur dahin richten, wo sie gebraucht wird. Und nur oranges oder warmweißes Licht mit 2000 bis 3000 Kelvin verwenden. "Die Farbe von Feuer ist eine gute Orientierung."

Das Biosphärenreservat Rhön setzt sich als Naturschutzgebiet für den Erhalt natürlicher Dunkelheit ein. Im August 2014 erhielt es auf Antrag der Arbeitsgemeinschaft Rhön von der International Dark-Sky Association (IDA) die Auszeichnung als "Sternenpark". Damit ist das Versprechen verbunden, Umweltbelastungen durch Lichtverschmutzung zu verringern sowie zur Gesunderhaltung aller Lebewesen und Energieeinsparung beizutragen. In Deutschland gibt es nur eine weitere größere und anerkannte Einrichtung dieser Art, den Sternenpark Westhavelland.

Die Auszeichnung als Sternenpark wird nur an Gebiete verliehen, die eine natürliche Nachtlandschaft aufweisen und sich für deren Erhalt einsetzen. In der Rhön – im Dreiländereck von Hessen, Bayern und Thüringen – ist eine dunkle Nacht von besonderer Bedeutung. Dort leben viele Tiere und Pflanzen, die nachtaktiv sind und eine natürliche Umgebung ungestört von künstlicher Beleuchtung brauchen. Unter der Aufhellung des Nachthimmels leiden besonders Insekten, weil sie an den Lichtquellen verenden, wie der Naturschutzverband BUND Hessen berichtete.

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Deutlich erkennbare Sternzeichen am Himmel? Weltweit sind sie immer seltener zu beobachten. Lichtverschmutzung macht es zunehmend schwerer, Sterne sprichwörtlich vom Himmel zu holen.

Wissenschaftlich nachgewiesen ist zudem, dass das menschliche Hormonsystem negativ auf künstliches Licht bei Nacht reagiert. Es stört die innere Uhr des Menschen und kann unter anderem zu Schlafstörungen führen. Chronische Schlafstörungen werden mitverantwortlich gemacht für Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit.

Damit Sternenpark-Besucher den Himmel künftig noch besser beobachten können, werden derzeit sogenannte Himmelsschauplätze eingerichtet. Sie seien in Deutschland einmalig, berichtete Frank. Astronomische Ereignisse sollen sich in Nüsttal-Hofaschenbach, Bad Salzschlirf, Kalbach-Eichenried und Hofbieber-Danzwiesen (Kreis Fulda) sowie in Hohenroda-Soislieden (Kreis Hersfeld-Rotenburg) mit verschiedenen Geräten erkunden lassen. Ausgestattet wird jeder Platz mit einer drehbaren Liege, Fernglasaufsetzern, einer beweglichen Himmelskarte und einem Polarstern-Finder.

Teil der Offensive gegen Lichtverschmutzung sind neben den fünf Himmelsschauplätzen auch Infotafeln zum Thema Sternenpark Rhön und Schutz der Nacht. Sie werden an mehr als 20 Standorten in Kommunen des Kreises Fulda sowie in den Gemeinden der nördlichen Kuppenrhön aufgestellt. Die Himmelsschauplätze werden mit einer Feier am Standort Hofaschenbach am 13. September (19.00 Uhr) eröffnet.

Muster-Beispiele für umweltfreundliche Beleuchtung gebe es bereits in vielen Anwohnerstraßen in Petersberg und im Dorf Silges (Gemeinde Nüsttal), erklärte Frank. Dort sei komplett auf orangefarbenes LED-Licht umgestellt worden, das nur nach unten strahle und dessen Leistung in der Nacht reduziert werde.

Neben dem Sternenpark Rhön kämpft auch die Stadt Fulda gegen Lichtverschmutzung. Sie wurde zu Jahresbeginn von der IDA als erste Dark-Sky-Kommune (Dunkle-Himmel-Kommune) Deutschlands ausgezeichnet. Ein Beispiel für die Fuldaer Bemühungen: Es wurden bereits Hunderte Lampen auf umweltfreundliche LED-Leuchten umgerüstet, die ihr Licht gezielt und in warmen Farben nur nach unten abgeben. Zwischen 22.30 und 5.30 Uhr sind sie nach Angaben der Stadt um 50 Prozent gedimmt.

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Die EU macht Druck, dass auch deutsche Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet wird. Doch in einigen Städten wird das noch mehrere Jahrzehnte dauern. Viele Laternen wurden vor kurzem modernisiert.

Um die Lichteinflüsse weiter zu reduzieren, appellierte Frank an Behörden, dass künftig Vorgaben zu Beleuchtungsrichtlinien in Bauleitverfahren gemacht werden sollten. "Das Thema muss von Anfang an von Architekten und Bauherren berücksichtigt werden", empfahl sie. "Denn was sich manche Privatleute und Gewerbetreibende an Lichtverschmutzung leisten, indem sie ihre Fassaden gleißend hell anstrahlen, ist schlimm, absolut überflüssig, aber schwer zu reglementieren." (tiw)