Breitband-Ausbau: Die "Vectoring-Lücke" ist überwunden

Die Wettbewerber der Telekom investieren wieder mehr in den Netzausbau. Unterdessen wächst der Bandbreitenhunger der Nutzer stetig.

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Breitband-Ausbau: Die "Vectoring-Lücke" ist überwunden

(Bild: heise online/vbr)

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Die Gesamtinvestitionen in den deutschen Telekommunikationssektor sind im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 9 Milliarden Euro gestiegen. Das geht aus einer Marktanalyse hervor, die der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko) am Mittwoch vorgestellt hat. Die jährliche Marktanalyse des Verbands entsteht auf Grundlage einer Befragung unter 183 deutschen Telekommunikationsanbietern.

Die Wettbewerber der Telekom mit 4,6 Milliarden Euro haben erstmals seit 2015 wieder mehr investiert als der ehemalige Monopolist (4,4 Milliarden Euro). Damit sei die "Vectoring-Lücke" überwunden, heißt es vom Breko: Die 2016 ergangene Regulierungsentscheidung der Bundesnetzagentur, der Vectoring-Technik in bestimmten Netzbereichen Vorrang einzuräumen, hat die Investitionslust der Wettbewerber in der vergangenen Jahren gebremst.

Für 2018 verzeichnet die Breko-Analyse ein durchschnittliches monatliches Datenvolumen von 128 GByte pro Festnetzanschluss, was einer Steigerung von gut 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Verband rechnet beim Traffic auch in den folgenden Jahren mit starken Wachstumsraten, von 372 GByte im Jahr 2022 auf monatlich 825 GByte im Jahr 2025.

Laut der Breko-Studie bleibt der Festnetzanschluss das Arbeitspferd des Kunden, das einen Großteil des Traffics abwickelt. Nur rund 1 Prozent des monatlichen Traffics der Kunden läuft über Mobilfunk. Für die Netzbetreiber ist das eine gute Nachricht: "Damit ist eine Substitution des Festnetzes durch Mobilfunk nicht erkennbar", bilanzieren die Autoren der Studie um den Branchenexperten Jens Böcker.

Immerhin verfügen der Studie zufolge knapp 34 Millionen Haushalte über Anschlüsse von mindestens 50 MBit/s, von denen rund zwei Drittel unter mehreren Anbietern und Technik wählen können. Doch schlägt sich der weiter stark wachsende Bandbreitenbedarf von Geschäfts- und Privatkunden nicht unbedingt im Angebot von direkten Glasfaseranschlüssen (FTTH/FTTB) nieder – und auch der Ausbau der Kabelnetze stagniert.

Der Marktanalyse zufolge gab es 2018 in Deutschland rund 5 Millionen direkte Glasfaseranschlüsse (plus 11 Prozent zum Vorjahr), von denen nur ein knappes Fünftel die Telekom anbietet. 70 Prozent der Anschlüsse sind bei Breko-Mitgliedern, die 80 Prozent des FTTH-Ausbaus ohne Fördermittel stemmen. "Die Geschäftsmodelle für den eigenwirtschaftlichen Ausbau sind gefunden", freut sich Breko-Präsident Norbert Westfal.

Bis 2022 rechnet der Verband aber mit einem deutlichen Zuwachs auf insgesamt 17 Millionen verfügbare Glasfaseranschlüsse. Dabei werden künftig Kooperationen zwischen Anbietern immer wichtiger."Kooperationen verhindern volkswirtschaftlich unsinnigen Doppelausbau und beschleunigen den flächendeckenden Glasfaserausbau in Deutschland", sagt Studienautor Böcker.

Dass Staatsknete nicht das Allheilmittel für die Breitbandmangelerscheinungen des Landes sind, betont der Breko immer wieder. "Bevor wir nun mit einem weiteren Förderprogramm über die Schließung so genannter grauer Flecken nachdenken, sollten zunächst die 'weißen Flecken' geschlossen werden – erst recht vor dem Hintergrund äußerst knapper Kapazitäten beim Tiefbau", mahnt Breko-Chef Stephan Albers. "Geld allein baut keine Glasfasernetze." (vbr)