Entgiftungszuschuss

Beginn der Diesel-Nachrüstung

Das Kraftfahrt-Bundesamt hat die Allgemeine Betriebserlaubnis für mehrere Nachrüstsysteme genehmigt. Mit SCR-Katalysator können einige Euro 5-Diesel in Verbotszonen einfahren: Mercedes und Volkswagen zahlen unter bestimmten Umständen 3000 Euro dazu

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  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) für mehrere Diesel-Nachrüstsätze erteilt. Mit diesen Systemen dürfen Besitzer von Euro 5-Selbstzündern in Verbotszonen einfahren. Es gibt jetzt Freigaben für diverse Motorenfamilien von Mercedes, Volkswagen und Volvo. Die beiden deutschen Hersteller unterstützen den Umbau mit bis zu 3000 Euro – allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Wieder hereingelassen

5,4 der 15,1 Millionen Diesel-Pkw in Deutschland (Stand: 1. Januar 2019) sind nach der Euro 5-Norm zertifiziert. Das sind vielfach Autos, die in den Jahren 2011 und 2015 zugelassen wurden und oft noch einen erheblichen Wert haben. Mit der Nachrüstung eines SCR-Katalysators, der den Stickoxidausstoß nachweisbar auf höchstens 270 mg/km begrenzt, dürfen diese Pkw in kommunale Verbotszonen fahren. Eine Umschlüsselung erfolgt nicht; es gibt aber einen Eintrag im Fahrzeugschein. Ob es weitere Maßnahmen gibt – zwischenzeitlich wurde etwa die automatische Kennzeichenerkennung diskutiert – ist offen.

Nach Berechnungen des Umweltbundesamts (UBA) lagen die tatsächlichen Stickoxidemissionen von Euro 5-Dieseln mit durchschnittlich 906 mg NOx/km weit über dem gesetzlichen Grenzwert von 180 mg/km. Das Ziel einer Nachrüstung ist die Verbesserung der Luftqualität. Dass diese Systeme wirksam sind, hat das KBA durch die Erteilung der ABEs bestätigt. Wer aber zahlt dafür?

Nur in Intensivstädten

Zuerst hatte sich Mercedes dazu bekannt, bis zu 3000 Euro für die Nachrüstung mit einem SCR-Katalysator zu bezahlen. Die Dr. Pley SCR Technology GmbH hat eine ABE für die Motorenfamilie OM651 bekommen. Diese Maschine ist in etlichen Mercedes-Modellen der C-, E-, GLK- und V-Klasse eingebaut. Und obwohl der Daimler darauf verweist, dass man für die Teile von Drittanbietern keine Haftung übernehme, gibt es eine Webseite, auf der Fahrzeughalter prüfen können, ob es einen Zuschuss gibt.

Die Bundesregierung hat sogenannte Intensivstädte identifiziert, in denen die Reduktion der Luftschadstoffe besonders wichtig ist. Zurzeit sind das Backnang, Bochum, Darmstadt, Düren, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Heilbronn, Kiel, Köln, Limburg an der Lahn, Ludwigsburg, München, Reutlingen und Stuttgart. Mercedes zahlt nur, wenn das Auto vorm 2. Oktober 2018 auf den aktuellen Halter zugelassen wurde und dessen erster Wohnsitz in einer dieser Städte ist. Auch Pendler, die ihren Arbeitsplatz dort haben, können eine Förderung erhalten. Weitere Regelungen gibt es unter anderem für Schwerbehinderte.

Ab Ende Oktober, so erklärt es Dr. Martin Pley im Gespräch mit heise/Autos, beginnt die Auslieferung der Nachrüstsätze. „Es kommen circa 200 Anfragen pro Tag an, von denen die meisten in Bestellungen enden.“ Er schätzt, dass auf Sicht mindestens 5000 Systeme pro Monat gefertigt werden. Hierzu hatte Pley schon früh und auf eigenes Firmenrisiko Kontakt zu industriellen Partnern aufgenommen.

Volkswagen EA189 und EA288

Mit etwas Verzögerung – Branchenkenner rechnen im ersten Quartal 2020 damit – dürfte das nach Zahlen wichtigste und auch emotional bedeutsamste Nachrüstprodukt in die Installation gehen: Die Baumot Technology GmbH, auch bekannt durch den Namen Twintec, hat eine ABE für die Volkswagen-Motoren EA189 und EA288 erhalten. Die Freigabe erfasst diverse TDI-Varianten mit 1,6 und zwei Litern Hubraum, die in vielfältigen Modellen des Konzerns eingebaut wurden. Dazu zählen unter anderem der Polo, der Golf, der Touran, der Passat, der Tiguan, der T5 und der Caddy bei Volkswagen. Bei Audi können einige TDI-Modelle von A1, A3 und A4 nachgerüstet werden. Und auch bei Skoda (Fabia, Roomster, Octavia) und Seat (Leon, Exeo) sind viele Autos offiziell verbesserungsfähig.