DLR-Lander Mascot: Asteroid Ryugu gleicht "fragilem Schutthaufen"

Der Asteroid Ryugu gleicht einem Schutthaufen aus zwei wenig verbundenen Gesteinstypen. Das ist eines der Ergebnisse der Mascot-Mission.

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DLR-Lander Mascot: Asteroid Ryugu wie ein "fragiler Schutthaufen"

Ryugu mit helleren Einsprengseln aus der Nähe

(Bild: MASCOT/DLR/JAXA)

Lesezeit: 3 Min.

Der deutsch-französische Lander Mascot hat auf Ryugu einen Asteroiden vorgefunden, der einem fragilen Schutthaufen gleicht, zusammengesetzt aus zwei Gesteinstypen mit nur geringem Zusammenhalt. Das erklären die Wissenschaftler um den Planetenforscher Ralf Jaumann, die Mascot geschickten Daten ausgewertet haben, nun im Wissenschaftsmagazin Science. Würde ein Asteroid wie Ryugu einmal auf die Erde zurasen, müsste man sehr vorsichtig mit ihm umgehen, erklärt Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: Würde man zu fest auf einen solchen Brocken "draufhauen", würde der in unzählige tonnenschwere Bruchstücke zerfallen, die auf die Erde prasseln würden. Denn obwohl Ryugu aus Gestein besteht, hat er ungefähr die Dichte von Wassereis, müsse also von Hohlräumen durchzogen sein.

Mascot war von der japanischen Sonde Hayabusa2 mit zu Ryugu gebracht worden und im Herbst 2018 ganz langsam auf den Weg zu dem Asteroiden geschickt worden und dort gelandet. Dort hatte er sich mit zwei Hüpfern über die Oberfläche und in eine günstige Position bewegt, um dann seine Instrumente einzusetzen. Die konnten dann einen vollen Tag-und-Nacht-Zyklus von 7 Stunden und 36 Minuten auf dem Asteroiden begleiten. Danach änderte er noch drei weitere Male seine Position. "Gemeinsam mit unseren japanischen und französischen Kollegen haben wir mit Mascot ein kleines Kapitel Raumfahrtgeschichte geschrieben", fasst man beim DLR die Manöver und die gesammelten Daten zusammen.

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Wie die Forscher nun erklären, sind auf den von Mascot gemachten Bildern "hauptsächlich dunkle dezimeter- bis metergroße kantige, manchmal aber auch glatte Felsblöcke zu sehen". Die reflektieren nur gut 4,5 Prozent des Sonnenlichts, also etwa so dunkel wie Holzkohle. Mascots Kamera war deswegen mit Leuchtdioden ausgestattet, um die Umgebung des Landers anzustrahlen. Die damit nachgewiesenen Felstypen seien zu etwa gleichen Teilen auf dem Asteroiden vorhanden. Das deute darauf hin, dass Ryugu entweder aus der Kollision zweiter Himmelskörper entstanden sei oder bei der Entstehung des Asteroiden hätten die Verhältnisse für diese Aufteilung der Gesteinstypen gesorgt.

Erstaunt zeigen sich die Forscher darüber, dass sie auf Ryugus Oberfläche keinen Staub entdeckt haben. Der müsste eigentlich durch den ständigen Beschuss mit Mikrometeoriten gebildet werden. Entweder verschwinde er in den Hohlräumen oder er entweiche bei der geringen Schwerkraft ins All, spekulieren die Wissenschaftler. Insgesamt stelle die Beobachtung aber einen Hinweis auf "komplexe geophysikalische Prozesse auf der Oberfläche dieses kleinen Asteroiden" hin, meint Jaumann. Dort haben die Forscher nun Felsblöcke mit glatten Bruchflächen und scharfen Kanten gefunden, sowie Brocken mit einer unregelmäßigeren, blumenkohlartigen und teilweise krümeligen Oberfläche.

Mascots aktive Zeit auf Ryugu

(Bild: DLR, CC BY 3.0 DE )

Die Forsche erklären weiterhin, dass Ryugu zu jenen Asteroiden oder Kometen gehört, die der Erdbahn nahekommen oder diese schneiden. Solche "Near-Earth Objects" (NEOs) können auch auf Kollisionskurs mit der Erde unterwegs sein. Ryugus Bahn verläuft aber nahezu parallel zu der der Erde und der Asteroid kommt der Erde nicht nahe. Bei ihm gesammelte Erkenntnisse können aber bei Einschätzungen dazu helfen, wie mit solch einem Himmelskörper umgegangen werden sollte, der tatsächlich Richtung Erde rast. (mho)