Cisco steckt in Schwierigkeiten

Der Router-Marktführer musste einen Umsatzrückgang um 25 Prozent verbuchen; für das Jahr wies Cisco einen Gesamtverlust von einer Milliarde Dollar aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der US-amerikanische Netzwerkausrüster Cisco Systems hat im Geschäftsjahr 2000/2001 einen Verlust von einer Milliarde US-Dollar verbucht. Im Vorjahr erzielte Cisco, Marktführer bei Internet-Routern, noch einem Gewinn von 2,7 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz stieg dagegen um 18 Prozent auf 22,3 Milliarden US-Dollar.

Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahrs musste Cisco einen drastischen Umsatzrückgang um 25 Prozent auf nur noch 4,3 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Der Gewinn sackte auf sieben Millionen US-Dollar ab gegenüber 796 Millionen US-Dollar im gleichen Quartal des Vorjahrs.

Klammert man Sonderbelastungen vollständig aus, verdiente Cisco im vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres 163 Millionen US-Dollar – ein Rückgang von 86 Prozent. Der Gewinn pro Aktie betrug zwei Cents gegenüber dem Vorjahresgewinn von 16 Cents pro Aktie. Unter Ausschluss einmaliger Kosten verdiente Cisco im gesamten Geschäftsjahr 3,1 Milliarden US-Dollar (41 Cents pro Aktie) gegenüber 3,9 Milliarden US-Dollar (53 Cents pro Aktie) im Vorjahr. Damit hat Cisco die Erwartungen der Börsianer erfüllt – was aber angesichts von Gewinnwarnungen und der trüben Stimmung der Analysten angesichts der Situation auf dem Telecom-Markt auch nicht weiter schwer war.

Cisco-Chef John Chambers verwies darauf, dass das abgelaufene Jahr in zwei völlig unterschiedliche Teile gespalten gewesen sei. Bis Dezember verbuchte die Gesellschaft höher als erwartete Zuwachsraten von mehr als 60 Prozent. Dies habe sich in der zweiten Jahreshälfte "mit extremen Herausforderungen" dann vollständig gewandelt. Dabei spielte der starke Rückgang im Internet- und Telecom-Geschäft eine besondere Rolle; gerade bei Internet-Providern und dem Internet-Geschäft der großen Telecom-Carrier ist Cisco besonders stark. Aber ähnlich wie Cisco verbuchten alle großen Netzwerkausrüster wie beispielsweise Lucent, Nortel oder Alcatel ausnahmslos drastische Umsatzrückschläge; die Situation der Netzwerksparte bei Siemens beschreibt der Konzern sogar als besonders dramatisch. Alle Netzwerkkonzerne reagierten mit Massenentlassungen; Cisco erwartet aber nicht, dass die Firma noch weitere Stellen streichen müsse.

Wie nicht anders zu erwarten gab sich Chambers langfristig optimistisch. Die rauen Zeiten würden zwar noch drei bis sechs Monate anhalten, und es gebe noch keine Anzeichen dafür, dass die Industrie bereits "den Boden gesehen habe". Aber "wir befinden uns in der Frühphase einer starken technologischen Revolution. Der langfristige Ausblick und die Rolle, die Cisco dabei spielt, haben sich nicht dramatisch verändert", betonte der Cisco-Chef. So ganz wollte die US-Börse nicht in die optimistische Stimmung von Chambers verfallen: In Erwartung der schlechten Cisco-Zahlen fiel der Kurs der Aktie im normalen Handel in New York bereits um 1,43 Prozent auf 19,26 US-Dollar. Im nachbörslichen Handel gab das Papier dann noch einmal um 1,9 Prozent auf 18,90 US-Dollar nach. (jk)