HAL2001: RTF MaNuAl, ScRiPt KiDdIeS

Das Script Kiddy Manual zu holländischen Hackerparty warnt die Youngster auf seine Art. Zu den größeren Themen gehörte die Überwindung eines Generationenkonflikts.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Jeder Besucher der holländischen Hackerparty HAL2001, die am heutigen Sonntag zu Ende geht, bekam ein kleines Heftchen in die Hand gedrückt, das alle wichtigen Informationen enthält. Unter der Überschrift Cops, Crimes and HAL2001 geht das erste Kapitel dieses Heftchens aber ans Eingemachte: Das Script Kiddy Manual zu Konferenz warnt die Youngster auf seine Art. "Manchmal werdet ihr Leute hören, die die ganze Zeit über vage politische Sachen reden. Das sind wir. Wir sind der Rest der Hacker-Community". Und es endet nach vielen ernst gemeinten Ratschlägen: "Jetzt ist vielleicht die Gelegenheit, erwachsen zu werden. Lebt in der Hacker-Community ein Leben, das über das Abschießen von Websites und DDoS-Attacken hinaus geht. Eine Existenz als Post-Skript-Kiddy hat viel für sich: Du bekommst das Gefühl, etwas Nützliches zu tun, die Leute gucken Dich nicht mehr komisch an, und wer weiß, vielleicht triffst Du sogar Mädchen."

Zu den größeren Themen, die sich die Organisatoren von HAL 2001 auf die Fahnen geheftet hatten, gehörte "Bridging the Gap", die Überwindung eines Generationenkonflikts. Zur Schulung für Anfänger gab es etliche Workshops und Vorträge, die sich mit "praktischer Linux-Sicherheit" oder "C/C++-Programmieren" beschäftigten. Selbst Vorträge wie der von Philip Zimmermann über das zehnjährige PGP-Jubiläum bauten Brücken: In einer losen Sammlung von Anekdoten berichtete Zimmermann von der Situation vor 10 Jahren. als es keine akzeptable zivile Verschlüsselung, keinen Schutz der Privatsphäre gab.

In einem Vortrag über die täglichen Mühen eines ISP-Administrators berichtete Scott McIntyre von XS4ALL. Eines seiner wichtigsten Werkzeuge: ein Kalender mit den Schulferien und Feiertagen dieser Welt. An diesen Tagen steigen die Attacken dramatisch an. Wie viele europäischen Admins klagte McIntyre über Angriffe aus Italien – vermutlich ein Land mit einer unterentwickelte Hacker-Kultur? Die aktuellen Zahlen vom Tag des Referats beim holländischen ISP: 8506 Angriffe von Code Red, 3131 Telnet-Attacken und, bereits mit großem Abstand, 824 Besuche von SirCam.

Eine groß angelegte Podiumsdiskussion zur Geschichte der Hacker-Ethik 1984 bis 2001 erwies sich als die best besuchte Veranstaltung des zweiten Tages von HAL2001. Ron Gonggrijp, Organisator der HAL-Vorläufer (Galactic Hacker Party, Hactic, HIP), Emanuel Goldstein (2600) und Andy Müller-Maguhn (CCC) erzählten ihre Geschichten und diskutierten die Zukunft. Eine richtige Ethik lehnten alle drei ab. "Es gibt keine Bibel, kein Gesetz und keine Ethik. Es gibt nur Erfahrungen. Jeder muss sehen, was er für richtig hält", erklärte Müller-Maguhn dem Publikum. Zu DDoS-Angriffen befragt, wurden sie unisono als Beispiele dafür gehandelt, was echtes Hacken nicht ist. Ob so die Vermittlung von Ethik in Zukunft gelingen kann? Caroline Nevejan, Leiterin des Amsterdamer De-Waag-Projektes, wollte zum Schluss wissen, ob Computer ein Werkzeug für die Verbreitung von Demokratie sind. Eine Frage, die störte. Denn die Antwort liegt abseits der persönlichen Ethik.

Der zweite Tag endete mit dem gemeinsamen Verbrennen von Microsoft-Handbüchern, einem Ritual, mit dem Script-Kiddies offensichtlich nichts anfangen konnten. Nur ältere Jahrgänge und ganz junge Pyromanen fanden Gefallen an der Aktion. Blieben die Kiddies in ihren Zelten, in denen die Monitore traulich strahlten? Verfolgten sie die Open-Source-Astronomen, die weit vom Camp entfernt ein lustiges Sternegucken abhielten? Oder standen sie in den dichten Trauben der Freaks, die mit großen Schüsseln den Himmel nach Satelliten absuchten, um sie für ein Store- and Forward-Mailbox-System umzufunktionieren? Niemand weiß es. Wie sehen sie überhaupt aus? Zumindest das Social Engineering scheinen die Kiddies schon gelernt zu haben.

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(Detlef Borchers) / (jk)