Zelda Link's Awakening im Test: Melancholisch erhebendes Remake

Im Remake vom Game-Boy-Zelda für die Nintendo Switch durchlebt Link ein traumatisches Abenteuer – an der Umsetzung liegt das aber nicht.

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Zelda Link's Awakening im Test: Melancholisch erhebendes Remake
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Wieczorek
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Cocolint statt Hyrule, Windfisch statt Ganondorf und Zelda gibt es auch nicht: The Legend of Zelda: Link's Awakening bricht mit überraschend vielen Traditionen der Action-Adventure-Serie und fühlt sich trotzdem durch und durch wie ein klassisches Zelda an.

Das hat dem Abenteuer auf dem Game Boy 1993 zu einem derartigen Kultstatus verholfen, den ansonsten höchstens noch Tetris oder Super Mario Land genießen. 26 Jahre später erscheint das Spiel als Remake mit überarbeiteter Grafik, einigen Komfortfunktionen und neuem Soundtrack auf der Nintendo Switch.

Zum Schwärmen lädt die neue Optik ein. Nintendo hat das Eiland und die Charaktere im charmanten Miniatur-Welt-Look inklusive krassem Unschärfe-Effekt umgesetzt. Dieses traumhafte Aussehen wirkt bezaubernd, mitunter ruckelt das Abenteuer jedoch und stabile 30 Bilder pro Sekunde werden nicht immer gehalten. Spielbar bleibt das Abenteuer aber.

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Der grüne Zipfelmützen-Held darf auf der Switch gegenüber dem Original auf ein paar Komfortfunktionen zurückgreifen. So lassen sich die für den Fortschritt wichtigen Werkzeuge und Gegenstände auf alle vier Front-Knöpfe der Switch legen. Das nervige Hin und Her im Inventar, nur um zum Beispiel das Schild gegen die Sprungfeder zu tauschen, bleibt somit aus. Link wird auf der Switch zudem analog statt digital gesteuert und darf in mehr als vier Richtungen laufen.

Natürlich nutzt das Spiel auch nicht mehr den Batterie-Speicher zum Sichern des Spielstandes. Der Speichervorgang passiert direkt im Systemspeicher. Um den Wiederspielwert und die Spielzeit weiter zu erhöhen, gibt es mehr Sammelgegenstände wie Statuen und Muscheln sowie mehr Herzcontainer.

Der nun orchestrierte Soundtrack lädt genau wie das Chiptune-Original zum mitträllern ein, sorgt aber zum Beispiel durch schaurig aufspielende Geigen in den gespenstischen Wäldern oder durch das pompöse Hauptthema für eine noch dichtere Atmosphäre.

Zelda Link's Awakening (23 Bilder)

The Legend of Zelda: Link's Awakening (Nintendo Switch) (Bild: Nintendo )

Den eigentlichen Spielablauf bildet Nintendo auf der Switch nahezu identisch zum Original ab. Ein paar der alten Speed-Hacks für Speedrunner sind hier nun selbstverständlich nicht erneut möglich. Aber die Reihenfolge der Dungeons und die Erkundung der Welt erfolgen in der gleichen Reihenfolge wie im Original. Zusätzlich gibt es erweiterte Hilfestellungen in den Dungeons, mehr Rücksetz- und Schnellreisepunkte. Kenner spielen Link's Awakening so problemlos an einem Wochenende oder sogar einem Tag durch.

Ein weiterer spannender neuer Inhalt sind die Kammer-Labyrinthe, die der Spieler bei Totengräber Boris freischaltet. Boris' Gebäude ersetzt den Fotoladen aus Link's Awakening DX für den Game Boy Color. Hier lassen sich vorgefertigte Kammern aneinanderreihen. Wer jetzt allerdings Individualisierungsmöglichkeiten wie bei Super Mario Maker erwartet, dürfte enttäuscht werden. Die Dungeon-Bausteine lassen wenig Kreativität zu. Da sie aber anspruchsvoll sind bieten sie neben den neuen Sammelaufgaben ein bisschen zusätzlichen Zeitvertreib.

Amiibo-Figuren schalten weitere Dungeon-Bausteine frei. Auf ihnen lassen sich die eigenen Dungeons auch zu Freunden mitnehmen, damit sie sich darin beweisen können.

Dieses Zelda macht richtig gute Laune. Für einige Zelda-Fans ist Link's Awakening das Lieblings-Zelda überhaupt. Kein Wunder, denn der Mix aus dem spannenden Erkunden der liebevoll gestalteten Welt mit seinen kreativ erdachten Figuren und den stets logischen Rätseln in den Dungeons ist wahnsinnig motivierend. Die Dinge, die im Original genervt haben, wie das häufige Austauschen der Gegenstände im Menü, hat Nintendo auf der Switch verbessert. Neulingen helfen außerdem zahlreiche neue Komfortfunktionen.

Mit der überarbeiteten Steuerung spielt sich das Abenteuer sehr modern und flott. Das bedeutet aber auch, dass Kenner des Originals Link's Awakening schnell durchgespielt haben und die neuen Sammelobjekte und die Kammer-Labyrinthe nur eingeschränkt mehr Spielspaß bieten.

Wer das Original aber nicht kennt und Lust auf ein klassisches Zelda wie A Link to the Past hat, wird bedeutend länger über die fantastische Insel Cocolint streunern. Abseits der manchmal schwankenden Bildrate erleben Spieler ein stets motivierendes und traumhaftes Abenteuer.

The Legend of Zelda: Link's Awakening ist ab dem 20. September 2019 für die Nintendo Switch erhältlich und kostet circa 60 Euro. Das Spiel hat von der USK eine Altersfreigabe ab 6 Jahren. (wie)