Nintendo Switch Lite im Test: Kleines Format, große Kompromisse

Leichter, kleiner und fast 100 Euro günstiger ist die Switch Lite. Im Test zeigen sich aber auch Einschränkungen durch den schlanken Formfaktor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 99 Kommentare lesen
Nintendo Switch Lite im Test: Kleines Format, große Kompromisse

(Bild: heise online, wie)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Michael Wieczorek
Inhaltsverzeichnis

Die Nintendo Switch Lite ist im Unterschied zum Original keine Hybrid-Konsole mehr. Nutzer können sie weder am TV als Konsole betreiben, noch lassen sich die "Joy-Con" genannten Eingabegeräte vom Konsolenkörper lösen. Nintendo richtet sich mit der 120 Gramm leichteren und gut 10 Prozent kleineren Lite-Variante an Gamer, die ausschließlich unterwegs spielen wollen - wie mit dem Game Boy oder der DS-Familie.

Die USB-C-Buchse an der Unterseite der Konsole dient exklusiv zur Stromversorgung und überträgt kein Videosignal. Das Platzieren der Lite in einem Dock der Original-Switch bleibt also abseits des Ladevorgangs ohne Auswirkung.

Die Bildschirmdiagonale des LC-Displays schrumpft im Vergleich zur normalen Switch von 15,8 auf knapp 14 Zentimeter. Die Auflösung liegt weiterhin bei 1280 x 720 Pixeln. Das führt zwar zu einem schärferen Look, da die Pixeldichte höher ist. Bei einigen Spielen wie zum Beispiel Civilization 6, Doom, NBA 2K20 oder Octopath Traveller macht es das Lesen von sowieso schon kleinen Schriftarten aber zu einer echten Herausforderung, die auf Dauer nervt. Von Nintendo entwickelte Spiele wie Mario Kart 8 Deluxe, Mario Odyssey oder Zelda: Breath of the Wild bieten stets ausreichend große Schrifttypen, das gleiche gilt für zahlreiche Portierungen von Mobile- oder Indie-Games im eShop.

Die auffälligste Änderung bei der Ergonomie betrifft das digitale Steuerkreuz. Das hat bei der Switch Lite das klassische Nintendo-Design statt der vier einzelnen Tasten auf der linken Seite. Zusätzliche Joy-Con oder Pro Controller können auch mit der Switch Lite verbunden werden. Allerdings müssen sich die Spieler schon sehr stark vor dem nun noch kleineren Bildschirm zusammenkuscheln, wenn man ihn sich im Tisch-Betrieb teilen möchte.

Nintendo Switch Lite im Test (12 Bilder)

An der linken Seite findet sich jetzt ein klassisches Steuerkreuz.
(Bild: heise online, wie)

Die Switch Lite muss dann auch mit externen Mitteln fixiert werden. Zu den gestrichenen Features zählt neben dem Helligkeits-Sensor, der HD-Rumble-Funktion und der Infrarotkamera auch der zuvor integrierte ausklappbare Standfuß.

Wenn man sich die Liste der gestrichenen Komponenten vor Augen führt, ergibt der geringere Preis von 220 Euro statt 330 Euro durchaus Sinn. Und schaut man schlicht auf den Handheld-Aspekt, entpuppt sich die Switch Lite als die nächste logische Evolutions-Stufe nach Sonys PS Vita. Der Bildschirm ist im Vergleich zum Sony-Handheld größer, die Hardware leistungsstärker und die Eingabemöglichkeiten wirken ideal. Besonders die Analogsticks sind deutlich besser als bei einer Playstation Vita oder einem 3DS. Bei großen Händen könnte der allgemein kleine Formfaktor zu verkrampften Händen führen. Auch hier empfiehlt sich nach wie vor das größere Original.

Bei der Akkulaufzeit haben wir eine Verbesserung von bis zu 80 Minuten gegenüber dem Ursprungsmodell gemessen. Die aktuelle Version der Nintendo Switch bietet ebenfalls modernere Komponenten, die weniger Leistung benötigen und wir kommen auf sehr vergleichbare Laufzeiten in der Praxis.

Vom ersten Aussichtsturm in Breath of the Wild blickend hält unsere Ursprungs-Switch bei maximaler Helligkeit 2 Stunden und 54 Minuten. Die Switch mit der verlängerten Akkulaufzeit (HAC-001(-01)) und die Lite kommen unter gleichen Voraussetzungen auf knapp über 5 Stunden. Auf einer Zugfahrt von Hannover nach Berlin und zurück haben wir die Lite allerdings auch mit Doom und Dragon Quest 11 in weniger als viereinhalb Stunden leer gehabt. Die Bildschirmhelligkeit war manuell auf 50 Prozent festgelegt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Apropos Bildschirmhelligkeit: Die liegt im Maximum nur minimal über dem Display der Originalversion, also bei fast 400 cd/m2. Das reicht nicht, um bei direkter Sonneneinstrahlung mit dem stark spiegelndem Display zu spielen, ist aber für den Betrieb im Schatten oder im Zug mehr als angemessen. Zum Vergleich: Moderne Smartphones bieten häufig über 600 cd/m2 und können dann auch bei strahlendem Sonnenschein noch genutzt werden.

Die Stereo-Soundausgabe erfolgt über zwei in die Handballen gerichtete Lautsprecher an der Unterseite. Das hat beim 2DS von Nintendo überhaupt nicht gut geklungen, ist bei der Switch Lite aber gut gelungen und klingt kaum schlechter als die Front-Lautsprecher der Hybrid-Switch.

Micro-SD-Karten werden an der unteren linken Gehäuseseite eingeschoben und haben eine eigene Sicherheitsklappe. Spielmodule werden an der rechten Oberseite eingesetzt, dort befindet sich auch der Lüftungsschlitz für die Kühlung der Komponenten.

Die Zielgruppe für die Switch Lite ist künstlich limitiert: pure Mobile-Gamer. Wer mit seiner Konsole auch mal mit Surround-Sound auf einem großen Fernseher spielen möchte, muss die größere und teurere Fassung wählen. Das ist schade, da die Übertragung des Videosignals über den USB-C-Anschluss auch bei der Switch Lite realistisch möglich gewesen wäre.

Als gedanklicher Nachfolger der Playstation Vita macht die Switch Lite dagegen eine sehr gute Figur und bietet eine famose Ergonomie mit idealen Analogsticks für den kleinen Formfaktor. Als Zweit-Switch ist die Lite ebenfalls brauchbar, da das Übertragen von Spielständen über Nintendos kostenpflichten Online-Service via Cloud Saves oder einen direkten Transfer möglich ist.

Das Display und die Akkulaufzeit sind befriedigend. Für manche Spiele haben wir uns im Test allerdings einen Switch-Lite-Patch gewünscht, der die eine oder andere Schrift optional vergrößert. Das liegt schlicht daran, dass gerade Multiplattform-Portierungen bei ihrer Entwicklung primär auf große Fernseher optimiert wurden. Der Großteil der Software ist auf der Switch Lite zwar problemlos spielbar, Käufer sollten den Punkt dennoch im Auge behalten. Wir gehen davon aus, dass sich Entwickler bei künftigen Titeln besser darauf einstellen können.

Wer ganz sicher weiß, dass er sowieso nur unterwegs spielen möchte, findet mit der Switch Lite einen guten und günstigen Einstieg in den propper gefüllten Switch-Spielekatalog.

Die Nintendo Switch Lite ist ab dem 20. September 2019 erhältlich. Es gibt sie in gelb, türkis und grau.


(wie)