Freies WLAN für alle

Treffpunkt Hotspot: Wer in Kuba einen WLAN-Knoten sucht, muss nur nach Menschengruppen Ausschau halten.

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Freies WLAN für alle

(Bild: Photo by Alexander Kunze on Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Der Anblick ist in Kuba nicht selten: An einigen öffentlichen Orten sammeln sich sowohl Einheimische als auch Touristen und blicken auf ihre Mobiltelefone. Sie nutzen einen der staatlichen Hotspots, die allerdings teuer sind und mit ein paar Hundert auf der ganzen Insel dünn gesät. Privates WLAN, ob in den eigenen vier Wänden, in Restaurants oder Pensionen, war bisher nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Nun aber hat die kubanische Regierung ihre Internet-Restriktionen gelockert. Ende Juli legalisierte sie die Einrichtung privater WLAN-Netze und den Import des dafür nötigen Zubehörs wie Router. Erstmals darf nun auch die breite Bevölkerung einen Privatanschluss einrichten und mit anderen teilen – sofern der Staat ihren Antrag bewilligt.

Bis 2013 gab es auf Kuba meist nur in Touristenhotels Internetzugang. Dann wurde die Insel an das Untersee-Glasfaserkabel Alba 1 aus Venezuela angeschlossen, und erste staatliche Internetcafés gingen ans Netz. Zudem erhielten Regierungsfunktionäre sowie regimetreue Journalisten, Ärzte und Wissenschaftler das Privileg eines privaten Internetanschlusses. 2015 richtete Kuba staatliche Hotspots ein. Ende 2018 folgte das mobile Internet für Handybesitzer über das langsame 3G-Netz.

Verbessert haben die Maßnahmen die Situation für die meisten Kubaner jedoch nicht. Die Daten- und Zeitpakete sind für sie oft unerschwinglich: Sieben Dollar für 600 Megabyte oder 26 Euro für vier Gigabyte sind bei Monatslöhnen zwischen 20 und 50 Euro eigentlich nur für Besserverdienende möglich. Ein DSL-Vertrag schlägt monatlich – je nach Datenvolumen – mit 13,50 bis 63 Euro für 30 Stunden Nutzungszeit zu Buche. Zwar wurde der Preis für überzählige Stunden gerade auf 45 Euro-Cent halbiert, doch im WWW kommt man damit trotzdem nicht weit. Und: Auch eine Stunde in einem öffentlichen Hotspot kostet bis zu 1,40 Euro.

Deshalb behalfen sich viele Kubaner jahrelang mit illegalen Workarounds wie geschmuggelten Routern, Außenantennen zum Anzapfen der staatlichen Hotspots und privat gegründeten Offline-Netzwerken, die nicht selten schneller als das staatliche Internet funktionieren. Sie verbinden ihre Nutzer zwar nicht mit dem Internet, ermöglichen aber über die Vernetzung mit eigenen WLAN-Antennen und Ethernet-Kabeln einen schnellen und regen Datenaustausch untereinander. Die teils kleinen, lokalen, teils aber auch riesigen, bis zu 30 Kilometer weiten Intranets entstanden unter anderem zum Austausch von Fotos, Live-Musik-Streaming, zum Software-Download und als Foren für den beruflichen Austausch. Sie bieten auch Chats, soziale Netzwerke und solche für gemeinsame Computerspiele an.

Diese Gemeinschaftsnetze waren zwar eigentlich illegal, die Regierung duldete sie aber in vielen Fällen stillschweigend, solange sie keine verbotenen politischen oder pornografischen Inhalte teilten. Vor dem Inkrafttreten der neuen Verordnungen verhandelte das kubanische Kommunikationsministerium vorübergehend mit SNET, einem der größten Netze seiner Art, über eine mögliche Legalisierung. Mitte August forderte das Ministerium SNET allerdings zur großen Enttäuschung der Community zum Abschalten auf.

Stattdessen offeriert nun das staatliche Telekommunikationsunternehmen Etecsa die neuen legalen Privat-Hotspots – und bleibt damit weiterhin der einzige Internet-Anbieter. So behält der Staat die Kontrolle und kann Inhalte überwachen. Er blockiert Webinhalte zwar nicht flächendeckend, doch kubakritische Webseiten und Dienste wie beispielsweise die Unterkunftsvermittlung Airbnb sind von Kuba aus nicht erreichbar.

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(bsc)