Fotografie: Manuellen Weißabgleich kreativ nutzen

In komplizierten Lichtsituationen gerät der automatische Weißabgleich der Kamera an seine Grenzen. Das kann eine Chance für kreative Experimente sein.

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Fotografie: Manuellen Weißabgleich kreativ nutzen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Michael Jordan
Inhaltsverzeichnis

Moderne Digitalkameras besitzen einen sehr guten automatischen Weißabgleich (white balance: WB). Er sorgt für eine ausgewogene Darstellung der Farben unter automatischer Berücksichtigung der Farbtemperatur des Aufnahmelichtes. Wenn aber weder die Vorgaben noch die WB-Korrektur zu einer neutralen Farbwiedergabe führen, kommt der manuelle Weißabgleich zum Einsatz. Voraussetzung dafür: ein farbneutrales Hilfsmittel, das als Referenz dient.

Dazu erstellt man im Aufnahmelicht eine Referenzaufnahme, mit der die Kamera auf die neutrale Farbdarstellung kalibriert wird. Für diese Referenzaufnahme gibt es zwei Konzepte: Entweder nimmt man eine Graukarte auf oder fotografiert in Richtung der Lichtquelle durch einen Diffusionsfilter (zum Beispiel Expodisc). Mit dieser Aufnahme als Referenz eicht man die Kamera auf die jeweilige Farbtemperatur des Aufnahmelichtes. So werden die Farben des Motivs bei der eigentlichen Aufnahme neutral und ohne Farbstich dargestellt. Der Vorteil der Graukarte liegt im vergleichsweise günstigen Anschaffungspreis von 10 bis 20 Euro. Der Nachteil: Die DIN-A4-große Karte muss ins Aufnahmelicht gehalten werden – und das ist nicht immer möglich. Mit Weitwinkelobjektiven ist es zudem schwierig, eine brauchbare Referenzaufnahme zu erstellen, da diese idealerweise schattenfrei und formatfüllend sein soll. Mit einem Vorsatzfilter gibt es diese Einschränkungen nicht.

Für unsere Zwecke ist die neutrale Farbdarstellung unerwünscht, stattdessen wollen wir gezielt Farbstiche provozieren. Dafür legt man entweder manuell eine andere Farbtemperatur per Hand fest oder man gaukelt der Kamera ein eingefärbtes Aufnahmelicht vor. Nutzt man für die Referenzaufnahme ein farbiges Hilfsmittel, erhält man eine nicht neutrale Darstellung des Motivs. Dabei ist es völlig egal, ob das Referenzobjekt einfarbig oder mehrfarbig ist. Je stärker eine Farbe im Referenzobjekt dominiert, desto weniger neutral ist hinterher das Ergebnisbild.